Opium Warlords - Strength!

Review

Sami Albert Hynninen, auch bekannt unter seinem Pseudonym Albert Witchfinder, hat eine weitreichende kreative Ader. Was bei seinem, in metallischen Kreisen, wohl am stärksten gehuldigten Bandprojekt REVEREND BIZARRE schon phasenweise, gerade durch die Lyrics, durchschimmerte, wird an anderen Stellen viel breiter ausgetreten. Zu einer dieser Spielwiesen, in denen der 48-Jährige eben auch sein Faible zu experimenteller Electromusik auslebt, gehören die OPIUM WARLORDS, mit denen er aktuell unter dem Arbeitstitel „Strength!“ das sechste Album herausbringt. Von wenigen Aha-Momenten, über vollkommen abstruse Experimente, einer häufig hervorragenden Stimme und völligem Unverständnis, ist hier wieder die komplette Palette abgedeckt.

Die Warlords und die Grenzen der Erträglichkeit

Zunächst einmal muss einem von Beginn an klar sein, dass hier maximal Versatzstücke von klassischem Doom Metal zu erwarten sind und man stattdessen hauptsächlich über eine extrem lange Spielzeit von fast anderthalb Stunden mit schwer zu verstehenden Mustern eines Mannes mit überschäumender Kreativkraft gequält wird. Wie sagt die beigelegte Information zum Album so treffend: Kein Groove, kein Swing, nur ein industrieller Rhythmus, der sich durch verschiedene Genres und Stile zieht. Letzteres ist in jedem Fall zu bestätigen. „Faschionista“ ist ein fast schon rühriges Akustikstück mit großartigen Vocals vom Witchfinder, „War Against Suicide“ unerträglicher Noise-Brei und „Amazing Race“ nichts anderes als Marschmusik.

Dazwischen finden sich auf „Strength!“ gleichsam Elemente aus Punk, elektronischer Musik, Drone und Ambient und natürlich auch recht wenig traditionellen Doom Metal wie bei „It Never Happened“. Die OPIUM WARLORDS machen auf diesem Album keine Musik für die Hörerschaft oder die Leute da draußen, sondern offenkundig in erster Linie, um die eigenen Brände im Dachstuhl zu kanalisieren. Schließlich ist fast jeder der 24 Songs auf diesem Doppel-Album in irgendeiner Form anders zum Vorgänger angelegt und steht mit diesem zwar in einer Beziehung, aber nicht im Hörfluss. Immer wieder streut die Band Passagen oder ganze Songs ein, welche die Grenzen der Erträglichkeit auf einem neuen Level ausloten.

Elektropunkige Drone-/Doom-Marschmusik

Es wird sicherlich Personen geben, welche diese Irrfahrt auf „Strength!“ in all ihrer Vollständigkeit mitgehen, doch das werden voraussichtlich die Allerwenigsten sein. Dazu agieren die OPIUM WARLORDS zu eigensinnig, zu inhomogen und zu weit weg vom Teller. Und wenn sich dieses Gefühl erstmal eingestellt hat, dann selbstredend auch viel zu lang.

07.09.2024
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