Eine eigenwillige Mischung aus Thrash, Emo, Nu-Metal und atmosphärischen Syntheziser-Klängen lässt der italienische Vierer OPHYDIAN auf Resteuropa los. Die seit 2000 existierende Band ist in ihrem Heimatlande recht bekannt, spielt eifrig Konzerte und absolviert TV-Auftritte. Da wird es natürlich endlich Zeit fürs Debut: „The Perfect Symbiosis“ nun nennt sich das Opus, das hiermit auf 17 Länder unserer Erde losgelassen wird.
Der Opener „Deception“ lässt sämtliche obengenannten Trademarks auf den Hörer niederprasseln. Gewildert wird auch in proggigen Bereichen, Neo-Thrash und Key-Sequenzen moderner Natur werden locker über die ohnehin recht wenig nachvollziebaren Songstrukturen gelegt. „One Second Emotion“ ist der zweite Track, klingt aber wie der erste nach einem Break. „In Joke“ verfolgt die gleiche Linie, am Anfang mit seltsamen Trance-Beats unterlegt. Das Elektrogewaber ist eher nervig, die Akustikgitarren dagegen sind durchaus angenehm zu hören. Überhaupt, untalentiert ist die Band keineswegs. „Snake Eyes“ (mit jazzigem Anteil und Screams) und „Frozen Cries“ (mit Bluesanklängen) sind ebenso mit Gesang überladen wie die vorangegangenen und noch folgenden Songs.
Der Stilmischmasch bleibt uns erhalten: einher geht damit eine gewisse Ununterscheidbarkeit der Songs, denn hängen bleibt wenig. OPHYDIAN machen vor kaum einer Rockfacette halt, versuchen sich an so vielen Stilen, dass man manchmal meint, plötzlich eine andere Band zu hören. Alternative Musik ertönt, Rock aus den Siebzigern, dann wieder Gefauche und hektische Gitarrenlicks, also ich weiß nicht, mir ist das zu undurchsichtig. Allerdings bin ich auch kein Mathematiker. Dennoch, immer wieder gibts überzeugende Stellen (Der Beginn von „Re-Born“), allerdings driftet dann alles immer wieder in das regenverhangene Grau des Emo-Einerleis ab. Ist das jetzt gut oder handelt es sich einfach um eine Combo, die versucht, additiv alles an Ideen in ihren Songs unterzubringen, was die musikalischen Möglichkeiten hergeben? Keine Ahnung. Mangelnde Abwechslung jedenfalls kann man OPHYDIAN wirklich nicht vorwerfen.
Allerdings das konsequente Ablehnen von für den Hörer so wichtigen einprägsamen Liedstrukturen. Denn irgendwie bleibt man unwillkürlich konsterniert zurück, wenn man den ersten Umlauf hinter sich gebracht hat. Das ändert sich zumindest bei mir auch bei Folgerotationen nicht. Daran können auch die gute Bassarbeit und der eigentlich annehmbare Gesang wenig ändern. Denn das geht bei OPHYDIAN aber auch hin und her. Jetzt sind wir nämlich wieder bei Progressive Rock mit Indie-Einflüssen, Shouts drängen alles in die CALIBAN oder SOILWORK-Richtung. Wobei die Screams immer gleich eingesetzt werden, in jedem Song; sehr nachteilig, das. Klar, Riffgeschiebe muss es gegen Ende auch noch geben, Pflichtprogramm im mit Neo-Thrash versetzten Core. Also ich weiß nicht. Ein Vorteil besteht sicher darin, es hier mit einer ganz unitalienischen Band zu tun zu haben, also kein RONDO-DIO-Rhapsode mit Pathos der EROS-Marke. Das reicht mir aber nicht.
Statt der von mir gewählten Kategorie „Progressive Metal“ könnte man das gebotene Gemisch auch ebensogut Metal Core, Thrash oder Neo-Thrash nennen.
Fünf Punkte, weils wirklich genau die Mitte des Zahlenstrahles trifft. Ambivalenz lautet das Zauberwort. Die perfekte Symbiose ist das allerdings keineswegs.
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