Inmitten eines unüberschaubaren Schatzes schwedischer Black-Metal-Bands der 90er Jahre sind OPHTHALAMIA immer eine Art Stiefkind gewesen. Das hat zwei Gründe: Einmal ist die Band nie besonders offensiv aufgetreten, hat keine Konzerte gespielt und kaum Klischeepotential geboten. Zum anderen ist das, was OPHTHALAMIA auf ihren drei sehr früh in der Entwicklung der Szene erschienenen Alben gemacht haben, nicht das, was man von typischen Genrevertretern damals erwartet hat.
Ähnlich wie auf dem Vorgänger „Via Dolorosa“, der immer mein Favorit gewesen ist, dominieren auf dem jetzt wiederveröffentlichten letzten Album „Dominion“ verträumte Leadgitarren, getragenes Tempo, Sprechgesang oder verhaltene Screams. Gelegentlich schleicht sich ein Ohrwürmer gebärender Groove ein („Final Hour Of Joy“), der aber auch erst nach einigen Hördurchgängen richtig wirkt.
Mich hat immer das Gefühl beschlichen, bei „Dominion“ eine Art Romantikversion von DISSECTION zu hören, was gerade aufgrund der wunderbaren zweistimmigen Gitarren ein naheliegender Vergleich ist. Auch die Stimme von All ähnelt frappierend der von Jon Nödtveidt. Trotzdem haben OPHTHALAMIA mehr als genug Eigenständigkeit aufgeboten, damit sie durchaus hätten stilprägend sein können. Leider war die Band mit ihrem Gemisch aus Black Metal, Doom, Stoner, Power Metal und SABBATH-Vibe ihrer Zeit mindestens fünfzehn Jahre voraus – Kapellen wie GLORIOR BELLI würde man für ein Album wie „Dominion“ heute in den siebten Himmel loben. Damals hat das trotz bekannter Namen niemanden groß gejuckt. Vielleicht hat das auch seine Berechtigung: Trotz unbestreitbarer Qualität ist „Dominion“ ein sehr spezielles Album, das man für seine Stilkonfusität durchaus kritisieren kann.
Wer die ewig gleiche Litanei im Black Metal leid ist und auf Entdeckungsreise in die Vergangenheit gehen will – das hier ist eine lohnende Anschaffung. Zwar ist das eigentliche Album ein bisschen kurz, wird aber durch vier Rehearsal-Tracks und das eher unterdurchschnittliche BATHORY-Cover „Sacrifice“ sowie vor allem das gelungene Remastering der ursprünglichen Tägtgren-Produktion gelungen aufgewertet (nur das potthässliche Originalartwork hätte nicht sein müssen!).
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