Nach dem hervorragenden Album von KVELGEYST erscheint gleichzeitig noch ein Projekt aus dem Dunstkreis von UNGFELL auf dem Eisenwald-Label. Im Gegensatz zu dem verschroben-schrullig rumpelnden KVELGEYST spielen OPHANIM mit ihrem Debüt “Tämpelskläng” allerdings klassischen Atmospheric Black Metal und lassen jede Gemeinsamkeit mit ihren anderen Projekten außen vor.
OPHANIM – Spannende Ansätze
Zunächst macht sich ein gewisser, kleinlauter Widerwille breit. Ist der Markt um Atmospheric Black Metal zuletzt nicht ein wenig durch zweit- und drittklassige Trittbrettfahrer übersättigt gewesen? Da die Musiker aus dem Zirkel des “Helvetic Underground Committee” (siehe oben) aber bisher in nahezu ausschließlich hörenswerte Alben verwickelt waren und das Albumkonzept um die Mystik der frühen jüdisch-christlichen Mythologie grundsätzlich Lust auf mehr macht, sollte man OPHANIM nicht vorzeitig abschreiben.
Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte, mit deutlicher Tendenz zum Wohlwollen. Denn obwohl man sich an keyboardschwangeren Zehn-Minuten-Epen im unteren Tempobereich ein wenig sattgehört hat, sind OPHANIM einfach geübte Musiker, die sich innerhalb des abgesteckten Rahmens diverse Freiheiten erlauben. So passiert in den vier überlangen Songs erstaunlich viel mehr als monotone Schlepperei. Besonders die Keyboards wissen mehr zu bieten als die Zwei-Ton-Lines, die irgendwann mal mit “Hvis Lyset Tar Oss” etabliert wurden und zur Norm erklärt wurden. Die aufwendigen Synthie-Arrangements erinnern oft an mittlere SUMMONING und EMPEROR zu “Anthems …”-Zeiten, lassen aber auch die Gitarren oft verschwinden.
“Tämpelskläng” bewährt sich
Spannend ist außerdem, dass sich das Rahmenkonzept auch in der Musik wiederfindet, denn ähnlich wie KVELGEYST arbeiten OPHANIM mit Leitmotiven und wiederkehrenden musikalischen Themen. Dennoch ist insbesondere der latent monotone Gesang auf der trotz allem recht lang gezogen wirkenden Platte ein verbesserungswürdiger Kritikpunkt. Zudem entsteht durch die vielen Schichten an Keyboards und Ambient-Spuren eine Soundwand, die gar nicht so leicht verdaulich ist. Es dürstet im Anschluss nach reduzierten Strukturen und primitivem Gerumpel, wobei dieser Eindruck selbstverständlich stark subjektiv sein könnte.
Verspätetes Statement: Ich finde hier nur bedingt „klassischen“ Atmospheric BM vor, allerdings würde ich wiederum durchaus Gemeinsamkeiten mit anderen HUC-Konstellationen gelten lassen, da hört man schon nach dem introduzierenden Geklimper nach 20 Sekunden welchen kranken Köpfen das entsprungen ist.
Die Platte ist bei mir voll eingeschlagen, ist aber auch einfach genau mein Ding. Gibt durchaus HUC-Projekte mit denen ich nicht so viel anfangen kann, aber für mich passt hier einfach alles zusammen. Die obszön dramatisch-getragenen Orgelteppiche, die grandios (und ja, die Monotonie ist Absicht und trifft hier m.M.n. genau ins Schwarze) vorgetragenen Vocals und das rhytmisch torkelnde und dann wieder losgallopierende Gewummer von Gitarre und Schlagzeug.
Man kann das Album sicherlich als „Konzeptalbum“ eines Musikerdunstkreises abtun, die für jede Idee und jedes Sub-Sub-Subgenre ne neue Band basteln. Für mich funktioniert das prima, die Platte erzeugt eine Atmosphäre, verschluckt einen, ist bildgewaltig und vor allem auf das Wesentliche reduziert. Da wussten zwei ganz genau was sie wollten und wie sie das vermitteln, da wird sich keine Millisekunde verzettelt. Bands, die seit 15 Jahren Atmospheric BM-Platten rausbringen und oft einen Drahtseilakt zwischen ihrer charakteristischen Spielart und einer erwarteten „Entwicklung“ aufführen müssen, kriegen sowas selten hin.
Klar in meiner Jahres-Top 5 weil ein Album, welches mich auch in 5-10 Jahren noch packt. Inshallah.