Opeth - Blackwater Park (Legacy Edition)

Review

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Bekannterweise sind Bandjubiläen zumeist ein willkommener Anlass, um Fans (und selbstverständlich auch der eigenen Kasse) mit Rereleases und Sondereditionen, deren Qualität und Mehrwert mitunter streitbar ist, einen Gefallen zu tun.
Bei den sich zwischen Death Metal und Progressive Rock bewegenden Schweden OPETH jährt sich die Gründung zum 20. Mal und vor diesem Hintergrund veröffentlicht Music For Nations/Sony Music „Blackwater Park“, das fünfte Album der Band, als CD/DVD-Set im Digi-Book mit neuem Artwork und dickem Booklet inklusive Linernotes in einer sogenannten „Legacy Edition“. Auch wenn Bandkopf Mikael Akerfeldt sie nicht als kreativste OPETH-Scheibe betrachtet, war es doch das nach einer unbekannten deutschen Progressive-Rock-Band aus den 70er Jahren benannte „Blackwater Park“, das den Schweden im Jahre 2001 den endgültigen Durchbruch – verbunden mit einer ersten Headliner-Tour in Europa – brachte. Längst gilt das Album schon als Referenzwerk und bei nicht wenigen Fans auch neun Jahre nach Veröffentlichung als Favorit aus einer alles andere als höhepunktarmen Diskographie.

Auf der CD findet sich das um eine nicht zwingende Live-Version des Brechers „The Leper Affinity“ erweiterte und remasterte Album – hier stellt sich dann schon die Frage, ob man eine remasterte Ausgabe eines erst vor einigen Jahren (von PORCUPINE TREE-Mastermind Steven Wilson) eigentlich schon optimal produzierten Albums braucht. Ähnlich verhält es sich mit dem neuen Coverartwork, das außer der Tatsache, dass es dem alten von Motiv und Farbgebung her sehr ähnelt, nichts bietet – neu sein einzig um des Neu-Seins willen. Warum bitteschön ist es zu solch einer Unsitte geworden, an einem Werk, das doch eigentlich als solches feststehen sollte, herumzumachen, zu erneuern, zu überstreichen; kurz gesagt es zu verfälschen und schlimmstenfalls dafür zu sorgen, dass die erste Fassung dabei komplett verschüttet geht? Remasterte Versionen als Bonusdreingaben schön und gut, aber das reguläre, ursprüngliche Album sollte doch unangetastet beziehungsweise dem Musikliebhaber insbesondere bei einer Jubiläumsedition zugänglich bleiben, oder etwa nicht?

Zur Musik an sich muss man wohl nicht mehr viele Worte verlieren: „Blackwater Park“ zeigte die für OPETH seit dem Debüt „Orchid“ (mit Ausnahme des „Damnation“-Albums) stets charakteristische Mischung aus Death-Metal-Abschnitten mit tiefen Growls und balladesken Akustikpassagen mit cleanem Gesang in wie üblich oftmals überlangen Stücken (hier mit Spielzeiten von sechs bis elf Minuten). Dabei bot das Album eine Verfeinerung des bereits auf dem Vorgänger „Still Life“ knospenden Stils: Es offfenbarte mehr progressives Potential als je zuvor und führte bei einer zunehmend dominanten Rhythmusgitarre weg von Göteborg-typischen Twin Harmonies und der noch auf dem dritten Album „My Arms, Your Hearse“ vorherrschenden Rohheit.
„The Drapery Falls“ und „Bleak“ sind Paradebeispiele für die OPETH-typische Vermengung von Death Metal, progressiven Ansätzen und bluesigen Instrumentalpassagen. Daneben gibt es mit dem überlangen Opener „The Leper Affinity“ und dem Akerfeldt ausschließlich growlend zeigenden Titelstück durchweg Brachiales, mit der traurigen Akustik-Ballade „Harvest“ hingegen auch komplett ruhige Nummern.
Es ist bei einer solch versierten Band sicherlich mehr Geschmacks- und weniger Qualitätsfrage, aber die raueren „Morningrise“ und „My Arms, Your Hearse“ wussten noch eine Nuance mehr zu begeisten als das gute und spannende „Blackwater Park“ (7/10).

Die DVD bietet zum einen einen 5.0-Audio-Mix des Albums und darüber hinaus ein „The Making Of Blackwater Park“. Während es der Surround-Mix ermöglicht, bei den lange bekannten Stücken noch einmal neue Facetten entdecken zu können, zeigt die 35minütige, aus Clips und Interviews bestehende Dokumentation die Entstehung von „Blackwater Park“ im Sommer 2000 im Fredman Studio in Schweden. Neben Akerfeldt kommt hier etwa auch Steven Wilson zu Wort, der das Album nicht nur produzierte, sondern auch Gesang (auf „Bleak“ und „The Drapery Falls“), Gitarre- und Pianospiel beisteuerte. Das Ganze kann man sich einmal anschauen, aber viel Neues und Spannendes – zumal für eingefleischte Fans – bietet dieser Einblick kaum.

Das Digi-Book der „Blackwater Park“-Legacy Edition ist zwar recht liebevoll aufgemacht und der 5.0-Surround-Mix durchaus lohnend, aber zusätzlich nur ein magerer Livetrack und eine halbstündige, leidlich Neues bietende Dokumentation rechtfertigen die Anschaffung in Anbetracht des stolzen Preises von rund 20 Euro nur für beinharte OPETH-Enthusiasten. Einige Demo- oder alternative Versionen der regulären Albumtracks hätten das Ganze sicherlich weiter aufwerten können – so aber bleibt der Gehalt streitbar.

12.04.2010

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1 Kommentar zu Opeth - Blackwater Park (Legacy Edition)

  1. dermeister sagt:

    Zu dieser CD muss man eigentlich nicht mehr viel sagen; ein Klassiker!! und allemal 10 Punkte wert.
    Zur 5.0 Abmischung gibt es wohl noch zu sagen dass diese sehr gelungen ist. Noch ein Stück weit besser als die von Still life.
    Vor allem der Akkustik-Zwischenteil bei Bleak ist ein einziger Traum in dieser Abmischung!!

    10/10