Operation: Mindcrime - A New Reality

Review

„A New Reality“ vollendet die Trilogie Geoff Tates unter dem Projektnamen OPERATION: MINDCRIME. Und auch 2017 sind die Rollen allenthalben fix verteilt: QUEENSRYCHE mit neuem Sänger sind die guten Gralshüter des Metal, Tate produziert artsy-fartsy Ladenhüter unter falscher Flagge.

QUEENSRYCHE heiß, OPERATION: MINDCRIME … äh … nicht so?

Kleine Einschränkung: Es stimmt nicht. Nicht ohne Einschränkung jedenfalls. Denn, so gut QUEENSRYCHE zuletzt technisch und überhaupt auch wieder sein mögen, ohne ihren ehemaligen Vokalisten fehlt es der Band bei aller Sympathie doch etwas an Charakter. Und gleichzeitig kann Herrn Tate natürlich begründet vorgeworfen werden, im direkten Vergleich überambitionierten Selbstfindungs-Künstler-Scheiß mit wenig Substanz zu produzieren. Allerdings wird dieses für alle Kuttenträgerinnen und Traditionalisten verlockende Pauschalurteil mindestens „A New Reality“ nicht gerecht.

„A New Reality“ will viel

OPERATION: MINDCRIME nämlich transportieren auf ihrem dritten und womöglich letzten Werk zumindest teilweise Elemente des QUEENSRYCHE-Sounds der späteren Tate-Jahre anspruchsvoll modifiziert ins Jahr 2017. Der Meister selbst vermeidet die hohen, klaren Power-Metal-Schreie konsequent, setzt seine charakteristische Stimme aber vielseitig ein und erzählt die ebenso charakteristischerweise etwas kryptische Geschichte um die Gefahren von Internet und Finanzmarkt (oder so) durchaus eindringlich.
Die Musik dazu kombiniert in getragenem Tempo den ganz späten DAVID BOWIE, ohne allerdings dessen Dringlichkeit zu erreichen, mit Endneunziger-QUEENSRYCHE und einer Vielzahl elektronischer Effekte und Instrumente. Und Bläsern. Und die Überraschung ist eben, dass das Ganze zwar grenzwertig bedeutungsschwanger inszeniert ist, „A New Reality“ aber nicht zum Weglaufen und in den ersten zwei Dritteln auch nicht zum Wegdösen ist.

Ohne Quatsch: Die Trilogie ist würdig beendet

„Wake Me Up“ kombiniert kerniges Rock-Riffing mit perlender Leadgitarre weitab von Power-Metal-Leistungssport und melodischen Keyboards im Refrain. „It Was Always You“ provoziert mit 80er-Pop-Gebläse und viel, nun ja, synthie-gefülltem atmosphärischen Spielraum, ohne jedoch den Faden zu verlieren. „The Fear“ greift diesen getragen und bedeutungsschwer auf und „Under Control“ wird von einem schweren grungy Riff zu einer manierlichen Hymne getragen. „My Eyes“ hat einen einprägsamen Refrain, der kurz an weniger gestresste FEAR FACTORY denken lässt. Und so weiter. Die Beliebigkeit und Zerfahrenheit der Stücke nimmt dann im Verlauf der recht langen Platte zwar zu, aber geschenkt.
Fazit: Direkt ins Blut geht auch „A New Reality“ nicht und eine weitere Straffung des Ansatzes käme der Zielgruppe sicher entgegen. Der Name ist zudem auch heute noch eine Anmaßung. Aber den erhofften Rohrkrepierer liefern OPERATION: MINDCRIME bei allen Relativierungen nicht.

P.S.: Warum weist eigentlich niemand mal darauf hin, dass besagte Scheibe von THE RYCHE erst in der Konzert-Variante als „Operation: LIVECrime“ ein 11/10-Klassiker ist? SO schwer ist das ja nun auch wieder nicht zu erkennen.

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02.12.2017

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1 Kommentar zu Operation: Mindcrime - A New Reality

  1. Sweet Jebus sagt:

    Operation Mindcrime soll nur in der live Variante ein Klassiker sein. Genau….