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Oomph! - Ritual

Review

Galerie mit 30 Bildern: Oomph! - 35 Jahre OOMPH! Tour 2024 in Saarbrücken

OOMPH! – mehr als nur billige Provokation

OOMPH! sind sich nie zu schade, das verstaubte Tuch der Neuen Deutschen Härte abzulegen und dem Genre einen frischen Anstrich zu verpassen. Das unterscheidet das Urgestein von so manch junger Band, die sich auf ein paar Riffs, eine tiefe Stimme und ein wenig oberflächliche Provokation verlassen. “Ritual“ heißt der neuste Streich und hat für Liebhaber den Genres einiges in petto.

Wer die düster-verschnörkelte, mehrdeutige Ebene von OOMPH! mag kommt auf “Ritual“ sicherlich auf seine Kosten, wird mit dem direkten Opener “Tausend Mann und ein Befehl“ allerdings wenig anfangen können. Dabei hat die Nummer viel zu bieten. Noch die klassischen NDH-Elemente bedienend überzeugt die Antikriegshymne durch druckvolle Gitarren und einen eingängigen Refrain, dessen Botschaft einfach formuliert ihr Ziel nicht verfehlen kann. Wenn OOMPH! schon am Kritisieren sind, kommt nach der Kriegstreiberei natürlich die Kirche, wobei der symbolische Vater in “Achtung, Achtung“ natürlich der Interpretationskraft der Zuhörerschaft ausgeliefert ist. Das textliche Motiv bettet sich wunderbar in einen religiösen Kontext ein, doch wer weiß schon, ob der Song nicht auch eine politische oder zwischenmenschliche Ebene hat. OOMPH! nehmen Fahrt auf!

“Dies ist kein Liebeslied und trotzdem werdet ihr es lieben“

– ob sich OOMPH! da mal nicht vertan haben? Nach dem starken Albumauftakt hinterlässt die erste Single-Veröffentlichung der Platte einen faden Beigeschmack. Der Text ist einfach zu platt, als das man ihm viel abgewinnen kann. Musikalisch zeigt er jedoch recht eindrucksvoll, in welche Richtung sich “Ritual“ bewegt. War der Vorgänger “XXV“ an vielen Stellen düster, melancholisch und insgesamt recht melodisch geraten, musizieren sich OOMPH! nun eher durch die Untiefen der “Meine Eltern würden entsetzt das Gesicht verziehen“-Musik. “Ritual“ kling härter, kerniger und schonungsloser, Deros Gesang ist weniger clean und zeigt somit die Vielfältigkeit eines Sängers, der sowohl vor einem klassischen Orchester als auch vor einer Horde Metalfans bestehen würde. Letzteres kann man hervorragend in “Das Schweigen der Lämmer“ beobachten, einer Nummer, die musikalisch eher zur “XXV“ passt, sich textlich in das gesellschaftskritische Umfeld der aktuellen Platte einfügt und die im Refrain Dero in Bestform zeigt.

Die Welt geht unter

Apropos Gesellschaftskritik. Davon tragen OOMPH! anno 2019 jede Menge vor und malen die Welt dabei in gewohnt düsteren Farben. “Europa“ stellt überspitzt den Tod einer wichtigen Gemeinschaft dar (zusammen mit CHRIS HARMS von LORD OF THE LOST), “TRRR – FCKN – HTLR“ nimmt sich unter anderem die aktuelle Medienlandschaft und die eifrigen Konsumenten selbiger vor und das Albumhighlight “Trümmerkinder“ “ skizziert ein beinahe apokalyptisches Untergangsszenario.

Neben ein paar annehmbaren Lückenfüllern, wie dem tausendfach gehören “Phönix aus der Asche“, zeigen sich OOMPH! von ihrer besten Seite. Texte, zu denen man sich Gedanken machen kann und sollte werden mit kantiger und oft abwechslungsreicher NDH garniert. Abgeschlossen wird das stimmige “Ritual“ mit “Seine Seele“, dessen Text für sich spricht und dem Album ein würdiges und tiefsinniges Finale verleiht.

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17.02.2019

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