Oomph! - Richter und Henker

Review

Es kommt ja öfters mal vor, dass eine Band einen Besetzungswechsel hat. Bei OOMPH! war der Aufschrei allerdings groß, als sie verkündeten, dass Cr4p und Flux mit ihrem Sänger Dero getrennte Wege gehen würden. Dieser hat zwischenzeitlich zu Gott gefunden und veröffentlicht teils seltsame Videos und Statements via YouTube, die Trennung erfolgte aber einvernehmlich und Cr4p und Flux entschieden, die Band weiterzuführen. Mit „Richter und Henker“ steht das erste Werk in neuer, zu einem Drittel unzüchtiger Besetzung in den Startlöchern.

OOMPH! feat. UNZUCHT – Der Schulz singt bei den NDH-Pionieren

Die Suche nach dem neuen Sänger nahm Zeit in Anspruch, letzten Endes steht kein Unbekannter nun am Mikrofon – Daniel Schulz von UNZUCHT hat den vakanten Posten übernommen. Diese Entscheidung liegt irgendwo nahe, hat der Schulz in dem Genre doch bereits Erfahrung und ist auch schon lange mit OOMPH! befreundet. Trotzdem kam in der Gerüchteküche vorher kaum einer drauf. Die wichtige Frage ist natürlich, klingen OOMPH! jetzt unzüchtiger?

Natürlich ist Schulz‘ Stimme ähnlich charismatisch wie die von Dero und daher unmittelbar mit seiner Hauptband verknüpft, doch das musikalische Grundgerüst ist nach wie vor klar OOMPH!, das beweist schon der Opener „Wem die Stunde schlägt“, dessen Text mit einem Augenzwinkern auch auf den Besetzungswechsel bezogen werden kann.

Im weiteren Albumverlauf finden wir dann alle Trademarks, die wir von der Band seit spätestens „Plastik“ kennen. Die musikalisch extremere Frühphase ist natürlich mittlerweile vorbei, auch wenn die Hits auf den Shows noch gespielt werden, aber egal ob „Ego“, „Wahrheit oder Pflicht“ oder auch „Ritual“ – Fans dieses Materials finden sich hier sofort wieder. Dabei wird textlich immer noch eine breite Palette angesprochen.

Von „Soll das Liebe sein“ bis zur Anti-Kriegshymne „Nur ein Mensch“ finden sich viele Themen wieder, welche mit der vielschichtigen OOMPH!-Lyrik nicht immer nur auf ein singuläres Ereignis angewendet werden können. „Wut“ kommt gar mit einem Feature von Joachim Witt daher, welches zwar gut passt, aber auch erst beim zweiten Mal Hinhören richtig auffällt. Der größtenteils elektronisch gehaltene Rausschmeißer „Ein kleines bisschen Glück“ ist dafür eine wirklich schöne, melancholische Hymne geworden.

„Richter und Henker“ ist OOMPH! 2.0

Wer auf einen einprägsamen Hit wie „Augen auf!“ wartet, der wird zwar ein bisschen enttäuscht sein, mal abgesehen vom Opener sind die Songs alle keine richtigen Single-Kandidaten. Dennoch beweisen OOMPH! auf „Richter und Henker“, dass sie auch ohne Dero funktionieren und abliefern können. Nun müssen wir uns nur noch live von der Fähigkeit Daniel Schulz‘ überzeugen lassen, die alten Songs zu intonieren. Wir sind gespannt!

01.09.2023

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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