Oomph! - Ego

Review

Galerie mit 30 Bildern: Oomph! - 35 Jahre OOMPH! Tour 2024 in Saarbrücken

Ich muss schon gestehen, ein wenig enttäuscht war ich nach dem ersten Durchlauf der Scheibe schon. Hatte ich zwar auf eine Beibehaltung des auf „Plastik“ gefundenen Stils gehofft, so doch sicher nicht auf Stagnation. Und genau das war es, was ich beim ersten Durchlauf festzustellen glaubte – Nach knapp 4 Stunden Dauerkonsum musste ich meine Meinung jedoch revidieren: Es ist vor allem Allmacht und gleichwohl Ausdrucksvermögen Deros, die dieses Album wieder ein Stück weit intensiver werden lassen. Die Wechsel zwischen hereinbrechender Aggression, suchender Verwirrung und verletzlicher Sensibilität beherrschen die Platte wesentlich stärker. Und die Melodieführung… was mir auf dem Vorläufer schon die Freudentränen in die Augen schießen ließ, ist auf „Ego“ wieder wie selbstverständlich Teil des Erlebnisses „Oomph!“, dass man sich fragen kann, warum diese Band erst mit dem letzten Album wirklich zur Melodie gefunden hat… Tonfolgen, die zu Beginn vielleicht noch etwas aufgesetzt und contramelodiös anmuten, werden, je vertrauter sie werden, zur Welle, die einen auf dem schillernden Sound-Ozean weit hinauszutragen vermag. Die Sample-Kiste von Flux scheint indes unerschöpflich, abermals finden sich in den Songs neben den prägnanten, soundgebenden Computerklängen die nahezu versteckten Details, elektronische Finessen, die die CD u.U. erst nach etlichen Runden im Teller preisgibt. Textlich bewegt man sich nun auf einer sehr viel intimeren Ebene als noch auf den eher sozialkritischen Vorgängern. Viel Persönliches wird in poetische Wortkunst gefasst, welche nicht unbedingt immer nachzuvollziehen ist – aber auch gar nicht sein muss, nicht umsonst heißt dieses Album „Ego“. Und dennoch: Als „stilistischen Sprung“ (Dero) würde dieses Werk zu keiner Zeit bezeichnen, zu viele stilistische Ähnlichkeiten mit dem Vorgänger weist die Platte auf. Einen Punkt, den ich auf diesem Album denn auch wirklich kummervoll vermisse, ist die rhythmische Progressivität von „Plastik“; Anno 2001 schlagen Oomph! vergleichsweise gerade Takte, was die Songs um einiges durchschaubarer werden lässt. Zuletzt bleibt mir also zu resümieren: „Ego“ ist ein geniales Werk, steht jedoch klar im Schatten seines 2 Jahre älteren Bruders. Und so denke ich, wer „Plastik“ mochte, der dürfte auch bei „Ego“ bedenkenlos zugreifen können.

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13.07.2001

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5 Kommentare zu Oomph! - Ego

  1. Anonymous sagt:

    Wie Plastik, so enttäuscht mich Ego auch wieder etwas! 🙁 Ich denke, dass die Zeiten vorbeisind, wo man Hammerscheiben wie "Wunschkind" und "Unrein" aufnahm! Leider nur 5 punkte, da mich diese CD nicht wircklich begeistern kann! Schlecht ist sie nicht, daher wird hier auch nicht unter 5 gegangen!

    5/10
  2. ich sagt:

    So, jetzt muss ich auch noch einen Kommentar zu dieser Scheibe schreiben, weil sie mir nicht gefällt. Ich hab sie einmal bei einen Kumpel angehört und das Ergebnis ist, dass diese Scheibe von mir null Punkte bekommt, nein einen Punkt, wollen wir mal nicht so sein, Null-Punkte Scheiben wollt ich ja nicht (mehr) kommentieren; ist aber trotzdem eine scheiss Scheibe. Zufriedenheit im Forum?

    1/10
  3. Domson sagt:

    Also, eine CD nach einmaligem Hören als Scheiße abzustempeln, ist wirklich das dümmste, was ich jemals gehört habe. Herzlichen Glückwunsch, ich erkläre dich hiermit zum Volltrottel! Ich bin ja sonst eher Freund anspruchsvoller Bands wie Opeth, aber Oomph! landen bei mir immer mal wieder im CD-Player, denn für zwischendurch ist diese Scheibe nahezu perfekt. Man muss nicht viel nachdenken, sondern kann einfach die eingängigen Melodien auf sich wirken lassen. Der Stil ist durchgehend stimmig, aber ohne dass ein Song dem anderen gleicht. Jeder Track hat Besonderheiten und eine einzigartige Melodieführung, Langeweile kommt da für mich nicht auf. Klar, dass nicht jeder Song ein regelrechter Blockbuster ist, aber ich war von diesem Album sogar positiv überrascht und bin gespannt auf die neue Scheibe, die ja bereits in Arbeit ist.

    8/10
  4. Anonymous sagt:

    Für mich ist "Ego" sogar einen Tick stärker als "Plastik", wenn man die beiden Alben schon miteinander vergleichen will. Der Vorgänger war sperriger, unzugänglicher und vielleicht auch etwas verkopft (in Ermangelung eines besseren Wortes). "Ego" hingegen öfnet sich sofort und fesselt dann aber auch für einen ewig langen zeitraum, was bei der Melodiefreudigkeit der Musik doch recht beachtlich ist. Zudem besitzt der Song "Supernova" meiner Meinung nach immer noch das fetteste Eingangs-Riff, das ich je gehört habe. Allein deswegen eigentlich schon Pflicht…

    9/10
  5. Anonymous sagt:

    Das beste an "Ego" sind die herrlich subtilen elektro-spielereien, wie sie selbst Kraftwerk kaum besser machen können.Vor allem "Bitter", "Viel zu Tief" und auch "Kontrollverlust" bleiben durch diese Effekte lange im Ohr hängen, aber auch gesanglich ist die Platte einfach Spitze. Dero’s melanchonisch-depressiver Gesang fesselt von Anfang bis Ende der Platte. Für mich der kreative Höhepunkt in Oomph!’s Karriere, und ein reinrassiges Electro/Gothic-Metal noch dazu! Daumen Hoch! :top:

    9/10