Mittlerweile dürfte allgemein bekannt sein, dass die kleine Region Südtirol, ganz im Norden von Italien, über eine umtriebige wie facettenreiche Musikszene verfügt. ONTBORG aus Meran sind hier keine Ausnahme. Das im Jahr 2017 gegründete Quartett scheint offenbar gerne in Richtung Schweden zu schielen, mit besonderem Augenmerk auf allem, was sich dort im Bereich Todesmetall von Anfang bis Mitte der Neunzigerjahre abgespielt hat. Reicht das aber aus, um mit ihrem Debütalbum „Within The Depths Of Oblivion“ auch außerhalb heimatlicher Gefilde die Metaller zu begeistern?
ONTBORG – Schwedentod-Rundumschlag
Erst einmal scheren sich ONTBORG überhaupt nicht darum, dass man sofort merkt, woher die eigenen Einflüsse kommen. Immerhin begnügt man sich nicht damit, nur in einem Lager des Schwedentods zu wildern, sondern verbindet viel mehr die beiden großen, einflussreichen Strömungen aus Stockholm und Göteborg. Nicht nur das Bandlogo der Vorgängerformation VOICES OF DECAY, in der immerhin drei Viertel der jetzigen Zusammenstellung zockten, erinnerte irgendwie an AT THE GATES zu „Slaughter Of The Soul“-Zeiten, sondern auch deren Sound. Bei ONTBORG lassen sich Tompa Lindberg & Co. zwar immer noch als Vorbilder ausmachen, jetzt orientiert man sich allerdings sehr viel mehr an deren ganz frühen Werken.
Die Südtiroler einfach als AT THE GATES-Tribut zu bezeichnen greift allerdings viel zu kurz. Während die Shouts von Lukas Flarer zwar durchaus ab und zu an Lindberg erinnern, hat schon „Living Is A Torture“ eine Menge Reminiszenzen an die Szene der schwedischen Hauptstadt parat – Einflüsse von DISMEMBER oder ENTOMBED sind deutlich heraushörbar. Harte Nackenbrecher, wie der gerade erwähnte Opener oder auch „A Storm Breaks The Silence“ und deutlich melodischere Nummern wie der großartige Titeltrack, halten sich in etwa die Waage.
Nicht nur der Titel von „Snow Of Lethe“ erinnert, vermutlich nicht ganz zufällig, an die frühe Phase von DARK TRANQUILLITY, auch das stimmungsvolle Clean-Intro des Songs geht durchaus in diese Richtung. Überhaupt zeigt diese Nummer, wie gut man es, völlig ohne irgendwelche Keyboard-Spielereien schafft, eine dichte Atmosphäre zu erzeugen. Das gilt auch für „The Long Awaited Winter“, das allerdings eher den Spirit von DISSECTION atmet.
Auch die tolle, natürliche Produktion der komplett in Eigenregie entstandenen Scheibe ist aller Ehren wert. Hier wurde definitiv extrem detailverliebt vorgegangen, um an die großen Vorbilder heranzureichen. Das Songwriting ist, gerade für ein Debüt, bereits äußerst gelungen. Ehrlicherweise muss man aber zugeben, dass sich die Melodien zum Teil doch sehr ähneln und sich hier und da ein wenig Füllmaterial eingeschlichen hat. Einen weiteren Kritikpunkt stellen die Vocals von Lukas Flarer dar, die zwar stellenweise Raserei verkörpern können, denen Wahnsinn und Hysterie eines Tomas Lindberg aber doch oft abgehen. Etwas mehr Varianz könnte ihm außerdem durchaus gut zu Gesicht stehen.
Verbeugung oder Selbstbedienung? – „Within The Depths Of Oblivion“
ONTBORG, das heißt Schwedentod-Worshipping ohne Kompromisse. Ja, mangelnde Eigenständigkeit ist etwas, dass man der Band durchaus vorwerfen kann. Das Ergebnis fällt trotzdem absolut stimmig aus, da man es eben auch schafft, die Stärken der verschiedenen Szenen aus Stockholm und Göteborg gekonnt miteinander zu kombinieren. Der brachial-crunchige Sound von ENTOMBED, die Melodiösität von AT THE GATES und frühen DARK TRANQUILLITY, eine rohe aber keinesfalls flache Produktion, es ist eigentlich alles da. Selbst das Cover-Artwork des Spaniers Juanjo Castellano erinnert frappierend an die Werke von Necrolord, besonders die von DISSECTIONs „The Somberlain“ und „Storm Of The Light’s Bane“ .
Man kann also letztlich geteilter Meinung sein, ob wir es hier mit einer liebevollen Verbeugung, oder doch mit fast schon zu starker Selbstbedienung bei den eigenen Idolen zu tun haben. Für Liebhaber schwedischen Old-School-Death-Metals mit melodischer Schlagseite ist „Within The Depths Of Oblivion“ praktisch ein Must-have. Auch alle anderen, die an extremeren Formen des Metals interessiert sind, sollten durchaus mal ein Ohr riskieren. Ein wirklich starkes Debüt, das die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen kann, wenn vor allem Gesang und Songwriting noch ein wenig abwechslungsreicher gestaltet werden können.
Eigentlich nicht meine Richtung, aber das Lied ist echt cool. Bei der Stilbeschreibung habe ich so’n Schrott wie At The Gates, Dark Tranquility oder In Flames (alt) 😀 erwartet, also nervtötendes Gedudel, aber das hier hat echt straighten punch. Daumen hoch und wenn alles so ist wie das Lied auch ein paar Taler wert.
Now people keep asking if we’re going to change
I look’em in the eye
Tell’em no way
Stripes on a tiger don’t wash away
Guter Punkt!
Song klingt nett, aber wenn jedes auf dem Album so klingt, wirds spätestens nach dem dritten Song langweilig. Muss ich mir Mal anhören…