Man nehme eine deftige Portion Death Metal, einen guten ebenso großen Anteil Black Metal mit einer guten Prise Keyboard, dazu eine Spur griffiger Heavy Metal Soli und tief abgestimmte, basslastige SEPULTURA ähnliche Breaks mit harschem Gesang, mixt einmal kräftig durch und bekommt, na ?
Gut, wer hier nicht sofort die richtige Antwort parat hat, der muss sich keineswegs schämen und unterm Tisch verstecken. Immerhin schmeissen die Briten ONSETCOLD mit ihrem selbst betitelten Album ihr Erstlingswerk auf die Musikmärkte der Welt. Nicht unbeachtlich, denn immerhin hat man, seit der Bandgründung im Jahre 2000, ganze 4 EPs und Demos aufgenommen und vertrieben, bevor es zum ersten Longplayer kam.
Also, flugs eingelegt und reingehört. Direkt der Opener „Life Without Numbers“ langt gleich in die Vollen: Schnelles Schlagzeug, brachiales Gegrunze, etwas Keyboard, alles soweit ganz in Ordnung. Doch dann, was ist das denn ? Der Ton fährt runter, driftet aus und ergibt sich in ein kurzes, dröhnend-grooviges Thrash-Intermezzo, nur um direkt danach wieder in schnelles Riffing und Black Metal artigen Refrain mit deutlicher Tastenmusikunterlegung abzudriften.
Etwas verwundert drücke ich erstmal auf die Pause-Taste, atme tief durch und fahre das Ganze nochmal von vorne ab, nur um mich schon beim zweiten Durchlauf des Songs beim Mitnicken zu erwischen. Tatsache, die Mischung klingt zwar etwas abstrus, aber sie funktioniert. Interessiert schalte ich weiter zum nächsten Track „No Sun No Life“, der sich ebenso wie der Opener und der gesamte Rest der Platte, eher im düsteren Stimmungsbereich abspielt. Hier begrüßt mich direkt zünftiges Geblaste, man begibt sich etwas mehr in Richtung des tiefschwarzen Metals und Sänger „Shaq“ legt beim Gekeife ordentlich zu in den höheren Tonlagen. Aber auch hier ist man vor Überraschungen nicht gefeit: Immer wieder mischen sich abbremsende, rhythmische Teile in den Songaufbau und einige melodische, wie die Hoffnung auf die Sonne verklingenden Gitarren-Salven erheben sich, ein schönes Detail und passend zum verzweifelt anmutenden Text.
In dieser Art und Weise setzt sich das komplette Album fort. „Psychopath“, mit seinem dialogartig aufgebauten Text, spielt immer wieder musikalisch mit den Gegensätzen zwischen schnellen, hetzend und panikartigen Parts sowie ruhigeren, hymnisch-klagenden Elementen.
Anderst „Masterdom“, das etwas schriller und mit einprägendem Refrain daher kommt, dafür aber wieder auf die bereits zu Beginn gehörten Death- und Thrash Grooves zurück greift.
„Pale Horse“ hingegen schafft es, sich noch etwas über die restlichen Songs des Albums zu erheben. Vorallem hier wird deutlich, wie gut es ONSETCOLD gelingt, trotz oder vielleicht sogar wegen der aprupten Wechsel im Songwriting und der Vielzahl an unterschiedlichen Elementen, düstere Stimmung aufzubauen. Den apokalpytischen Ritt des Todes auf dem bleichen Gaul und die verheerenden Folgen, all dieses drängt sich mir vor dem inneren Auge gerade zu auf. Auch die folgenden Stücke bleiben auf ähnlichem Level, sind mal etwas vertrackter wie „Servitude“ und schwanken immer wieder, mit wechselndem Hauptanteil, zwischen Black und Death Anleihen. Der erfrischende Effekt, den man noch zu Beginn verspürt, stumpft zum Ende hin leider etwas ab, dazu sind die Songs untereinander doch etwas zu ähnlich.
Gleichwohl ist das Album keines zum lustigen Hören nebenher, denn der Spass an der dichten Atmosphäre erschließt sich, ebenso wie die interessante musikalische Zusammenstellung, erst beim konzentrierten Lauschen. Einen deutlichen Anteil daran hat aber auch das gleichbleibend düstere Level und das zwar gute, aber sich ebenso wiederholende Grundriffing. So braucht es zumindest bei mir etwas länger, bis die Songs an Wiedererkennungswert gewinnen und nicht einfach nur gute Stück auf der Platte sind. Zusammen mit der leichten Eintönigkeit zum Ende hin die vielleicht größte Schwäche des Albums.
Kurzum, was ONSETCOLD auf ihrem Debütalbum veröffentlichen hat Hand und Fuß und sollte für etwas experimentierfreudige Fans von Black und Death Metal, die der stellenweise deutliche Einsatz des Keyboards, insbesondere in den ruhigeren Phasen, nicht stört, ein Reinhören wert sein. Ein bischen mehr Abwechslung nicht nur in sondern auch zwischen den Songs würde ich mir fürs nächste Album, das hoffentlich etwas früher als in 8 Jahren ins Haus steht, aber doch wünschen.
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