Onirik - The Fire Cult Beyond Eternity

Review

Ein kurz angespieltes, nach unten gehendes Gitarrenriff zieht einen direkt hinein in diesen Strom aus Lava und Asche, den uns ONIRIK hier servieren. Ein kurzer Slide und dann ballert direkt das erste Riff los, dissonant und schräg, und dann lässt Gonius Rex einen Schrei los, bei dem man förmlich hören kann, wie die Stimmbänder reißen. Willkommen im Feuerkult, der Feuerkult ist ewig!

Tanz auf dem Vulkan

Kurz zusammengefasst spielt das portugiesische Ein-Mann-Projekt ONIRIK eine sehr eigenwillige Interpretation von (okkultem) Black Metal, die ich irgendwo zwischen IMMORTAL (aber wärmer; versteht ihr, wegen Feuer statt Eis?) und „Hierurgy“ von PANEGYRIST (die ebenfalls bei I, Voidhanger veröffentlichen) verorten würde. Und die Essenz dieser Musik ist ohne Frage Black Metal, dem sich Einflüsse aus anderen Genres unterordnen müssen.

Denn auch wenn “The Fire Cult Beyond Eternity” vergleichsweise schnell und explosiv beginnt, wie der erste Strom aus Magma und Gesteinsbrocken, der aus einem Vulkan geschleudert wird, groovt sich das Album schnell in einem Midtempo ein, das einen magmaartig, hypnotisch von Track zu Track zieht, ohne dabei zu Doom Metal zu werden. Hier wird mit vergleichsweise einfachen Mitteln (Gitarre, Bass, Drums, Gekeife) eine riesige Menge an Atmosphäre erzeugt; die sporadisch eingesetzten Choräle fügen sich harmonisch ins Gesamtbild ein – hier wird nicht auf Teufel komm raus experimentiert, sondern genüsslich Musik zelebriert.

Triumph und Zerstörung

Der Bass muss noch einmal gesondert erwähnt werden, da er nicht, wie man es im Black Metal ja häufig erlebt, irgendwo unter ferner liefen in den Boxen verendet, sondern immer wieder mit eigenen Melodielinien die Songs vorantreibt, dabei auch die disparaten Elemente zusammenhält. Gonius Rex’ Vocals sind dabei weniger Gesang als ein ataktisches, absolut dämonisches Gekeife, das sich irgendwo im Grenzgebiet zwischen hasserfüllter Predigt und wütendem Wahnsinnigen bewegt.

Um noch einmal den Vulkanvergleich aufzugreifen: Auch wenn sich der Großteil der Zeit der Magmastrom unaufhaltsam ins Tal bewegt, gibt es immer Momente der Eruption, der Explosion, die einen hoch- und mitreißen. An dieser Stelle müssen noch einmal die Gitarrenriffs erwähnt werden, die, wenn sie nicht damit beschäftigt sind, einen dissonanten Klangteppich unter den Bass und das Gekreische zu legen, sich nur mit dem Wort ‘triumphal’ beschreiben lassen (z.B. bei ”Assigned to the Ineroxable Flames” oder “Granted the Vision, Molded into Stone”).

ONIRIK – Herrscher der Flammen

“The Fire Cult Beyond Eternity” ist kein Album, das man nebenbei anmacht, sondern ein Album, auf das man sich einlassen muss. Diesen Einstieg zu schaffen fällt auf der einen Seite vergleichsweise leicht, wenn einem die ersten Momente des Openers “Cult Beyond Eternity” einmal locker die Kinnlade nach unten reißen, aber das längere Einlassen hängt von der eigenen Toleranz für breit angelegte Klangteppiche, die sehr spezielle Art der Vocals und melodische Basslines ab. Ich habe drei Anläufe gebraucht, bis es geklickt hat, aber dann musste ich “The Fire Cult Beyond Eternity” direkt zweimal am Stück anhören, weil es einfach so verdammt wunderschön ist.

Review von Bernhard Rübenthal

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17.09.2020

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