Onirik - Casket Dream Veneration

Review

Die portugiesische One-Man-Army ONIRIK und dessen Alleinunterhalter Gonius Rex, verantwortlich für den Gesang und sämtliche Instrumente, hat sich seit dem letzten Album „After Centuries Of Silence“ eine Menge Zeit gelassen. Erschienen die ersten drei Alben noch im Zwei-Jahres-Rhythmus, mussten Fans ganze sechs Jahre auf das vierte ONIRIK-Album „Casket Dream Veneration“ warten. Zum Glück hat sich das Warten gelohnt, denn das neue Werk des Lissaboners besticht durch Abwechslungsreichtum, eine dichte Atmosphäre und klug arrangierte Songs.

Die einzelnen Songs von „Casket Dream Veneration“ sind meist im Mid- und Downtempo angesiedelt, wenngleich es zum Beispiel im Titeltrack sehr wohl Ausflüge in schnellere Gefilde gibt, das ist eine Gemeinsamkeit. Die andere Gemeinsamkeit der isolierten Einzelstücke ist, dass sie alle eine meditativ-hypnotische Stimmung durchzieht, die wohl das stärkste Argument darstellt, das ONIRIK anno 2015 zu bieten hat. Diese Atmosphäre, die ungemein dicht erscheint, verdankt das Album vor allem dem verschrobenen, eigenständigen Gitarrenspiel, aber auch dem eindringlichen, obskuren Gesang von Gonius Rex.

Trotzdem können auch die einzelnen Kompositionen für sich stehen und haben mehr zu bieten, als „nur“ Atmosphäre. Das eröffnende „Requiem For A Profane Liberation“ setzt ohne Umschweife, Intro oder sonstigem Firlefanz den Kurs des Albums fest und besticht durch den seltsamen, eigenartigen, aber durchaus gefälligen Klargesang, sowie durch die unkonkrete Songstruktur. In „Reverent To The Flames“ treibt der Kopf hinter ONIRIK das Spiel auf die Spitze und nutzt die auf „Casket Dream Veneration“ wiederholt undurchsichtige, aber trotzdem auf eigenartige Weise logische Struktur in Verbindung mit dem eigenständigen, okkult anmutenden Klargesang und das obskure Gitarrenspiel zur Verdichtung der ungreifbaren, unheimlichen Atmosphäre.

Höhepunkt des Albums ist jedoch das in der Mitte von „Casket Dream Veneration“ platzierte Doppelpack „Ascension And Descent“ und „I Am Him But He’s Not Me“. Ersterer Song beginnt im schleppenden Doom-Tempo und wird erst nach etwa der Hälfte der Spielzeit etwas schneller, der geheimnisvolle Klargesang unterlegt das Spiel mit der Geschwindigkeit und gestaltet sich durch dieses Zusammenspiel hier noch packender als auf dem Rest des Albums. In „I Am Him But He’s Not Me“ packt der ONIRIK-Kopf schließlich unglaublich eingängige, beschwörungsformelhafte Gesänge und im Mittelteil eine Leadgitarre zum Niederknien aus.

Damit ist ONIRIK mit „Casket Dream Veneration“ nicht nur ein ungemein eigenständiges Album gelungen – Vergleiche lassen sich höchstens zu INQUISITION in ihren obskuren Momenten finden -, sondern auch eins, das durch seine Atmosphäre, sein kluges Songwriting und den eigenwilligen Gesang ein ums andere Mal punktet. 2015 ist so oder so schon ein starkes Black-Metal-Jahr, ONIRIK legen noch einen drauf und lassen den Verfasser dieser Zeilen bei dem Gedanken verzweifeln, sich im Jahresendpoll auf nur zehn Alben beschränken zu müssen.

18.10.2015

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