Ihrem zehnten Studioalbum haben die griechischen Death-Doomer ON THORNS I LAY ihren Bandnamen verpasst. Der Nachfolger zum 2020er „Threnos“ ist das erste Album, das sie unter ihrem neuen Label Season of Mist veröffentlichen. Zudem haben sie in der Zwischenzeit gleich drei Bandmitglieder ausgetauscht. Während Gitarrist und Basser auf dem Album aber noch die alten sind, ist die Stelle am Mikro bereits neu besetzt. Trotz ihrer rund dreißigjährigen Schaffensphase – die zwischen 2003 und 2015 jedoch unterbrochen wurde – hat die Band den Status ihrer Landsleute und Weggefährten ROTTING CHRIST und SEPTICFLESH bisher nicht erreicht, was aber keine Rückschlüsse auf die Qualität der Musik zulässt.
ON THORNS I LAY beherrschen ihr Handwerk
So viel vorab: Das Album muss sich definitiv nicht hinter dem Herd verstecken. Mit reichlich Atmosphäre orientalischer Gangart startet „Fallen From Grace“ exotisch-geheimnisvoll. Bald mischen sich mit unheilvollen Cello- und Violinenklängen erste düstere Töne in den Sound, um dann plötzlich zu verklingen. Schwerfällig setzen Gitarren und Co. begleitet von einem gutturalen Schrei ein. Letzterer beweist, dass die Stimme des neuen Sängers Peter Miliadis bestens zum schwermütigen Vibe von ON THORNS I LAY passt, auch wenn er hin und wieder vielleicht etwas zu sehr ins Moderne ausschlägt.
Wo sich der Opener noch vorwiegend in doomigen Gefilden bewegt, kehrt beim Folgetrack „Newborn Skies“ nach einem äußerst melancholischen Einstieg vermehrt der Death ein. Während in diesem Stil eine gewisse Ähnlichkeit mit nordeuropäischen Melodeath-Bands nicht von der Hand zu weisen ist, erinnern andere Passagen an die griechischen Landsleute SEPTICFLESH, wenn auch nur entfernt. Mit orchestralen Arrangements sorgt die Band ab und an für einen erhabenen Sound, während folkige Elemente zusätzliche Akzente setzen. So schwingen immer mal wieder Klänge mit, die von einer Bouzouki stammen mögen.
„On Thorns I Lay” lässt Über-Track vermissen
Anspieltipps finden sich auf „On Thorns I Lay“ mit „Crestfallen“ und „Thorns Of Fire”. Eine einwandfreie handwerkliche Umsetzung und gute Produktion ist dem ganzen Album eigen, jedoch bei der langjährigen Erfahrung der Band keine Überraschung. Auch am Songwriting ist nicht wirklich etwas auszusetzen, denn die Stücke halten trotz ihrer relativen Länge bis zum Ende interessante Momente und Spannungsbögen bereit. Was jedoch trotz allem fehlt, sind echte Highlights, die zum Drücken der Repeat-Taste verführen. Auch nach mehreren Durchläufen kristallisiert sich kein Über-Track heraus. Dies dämpft den sonst guten Eindruck, den das Album hinterlässt, dann doch ein wenig.
Schöne Herbstmusik.