Omnium Gatherum - Origin
Review
Natürlich stehen OMNIUM GATHERUM nicht zuletzt aufgrund personeller Überschneidungen immer ein wenig im Schatten ihrer ungleich erfolgreicheren Landsleute von INSOMNIUM. Ob das gerecht ist, wenn man bedenkt, dass die Band um Fronter Jukka Pelkonen und Gitarrist/Hauptsongwriter Markus Vanhala eigentlich sogar schon ein Jahr länger besteht und sich seit gefühlten Ewigkeiten den Allerwertesten abtourt? Vielleicht nicht. Allerdings war 2016 mit „Grey Heavens“ tatsächlich ein ziemlicher Tiefpunkt im Schaffen der Finnen erreicht, auch wenn man sicher darüber diskutieren kann, ob Kollege Peters mit seiner damaligen Bewertung nicht ein wenig über das Ziel hinaus geschossen ist. Man darf also gespannt sein, ob auf „Origin“ die positiven Tendenzen des unmittelbaren Vorgängers „The Burning Cold“ genutzt werden konnten.
OMNIUM GATHERUM – Extraportion Epik
Mit „Emergence“ hat sich, ganz in der Tradition von INSOMNIUM, wie eben auch schon auf „The Burning Cold“ wieder ein Eröffnungs-Instrumental eingeschlichen, das vielleicht nicht unbedingt nötig ist, aber zumindest schon einmal auf den Sound der vor uns liegenden knapp 50 Minuten einstimmen kann. Denn so viel sei verraten, eine irgendwie seelenlose Pflichtübung wie auf dem angesprochenen „Grey Heavens“ ist „Origin“ keinesfalls.
Eine Rückbesinnung auf ganz alte Tage, wie der Titel vermuten lassen könnte, ist die Scheibe aber ebenfalls nicht. Vielmehr geht es wieder in Richtung des großartigen Tripels aus „The Redshift“ (2008), „New World Shadows“ (2011) und „Beyond“ (2013). Man spürt sofort, dass offenbar wieder mehr Zeit in das Songwriting investiert werden konnte, denn schon der Opener „Prime“ quillt über vor großartigen Vanhala-Leads, die dem Ganzen einen epischen Anstrich verleihen und dabei weniger sehnsuchtsvoll, doomig und düster klingen als die Fast-Namensvetter.
Neben starken Live-Bangern („Paragon“, „Friction“) im typischen OMNIUM-Stil werden erfreulicherweise aber auch neue oder zumindest lange Zeit vernachlässigte Wege beschritten. Das großartige „Reckoning“, das zurecht zu Single- und Video-Ehren kam, wird von einer verträumten, clean gespielten Melodie getragen, die man so auch noch nicht von den Finnen gehört hat. Insgesamt übrigens auffällig: Die wieder stärker zum Einsatz kommenden, mehrstimmigen Klargesänge, die immer positiv und hoffnungsvoll klingen und dem Material eine Extraportion Epik verleihen.
Ein weiteres Juwel von „Origin“ versteckt sich mit der Langnummer „Solemn“ ganz am Ende der Platte. Der verschachtelte Song zeigt OMNIUM GATHERUM geradezu progressiv und spielt dabei gekonnt mit Tempo- und Stimmungswechseln ohne den roten Faden zu verlieren. Großartig!
Voll auf der Höhe des Geschehens – „Origin“
OMNIUM GATHERUM sind mit „Origin“ 2021 wieder voll auf der Höhe des Geschehens, bauen den positiven Trend von „The Burning Cold“ weiter aus und können auch mit für die Band neuen oder zumindest ungewöhnlichen Ideen überzeugen. Wer keyboardlastigem Melodic Death nichts abgewinnen kann und wem das Gebrüll von Gute-Laune-Shouter Pelkonen schon immer zu eindimensional war, wird wohl auch mit dieser Platte nichts anfangen können.
Alle anderen erwartet aber ein verdammt gelungenes Album ohne Längen und ohne wirkliche Stinker. Neben „Standardmaterial“, das aber auf vorigen Alben schon zu den Highlights gehört hätte, sind auch einige neue Ansätze hörbar, die gerne weiter ausgebaut werden dürfen. Wenn es so weiter geht, muss man sich um die Zukunft der Finnen wohl keine Sorgen machen.
Omnium Gatherum - Origin
Band | |
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Wertung | |
User-Wertung | |
Stile | Melodic Death Metal |
Anzahl Songs | 9 |
Spieldauer | 49:42 |
Release | 05.11.2021 |
Label | Century Media |
Trackliste | 1. Emergence 2. Prime 3. Paragon 4. Reckoning 5. Fortitude 6. Friction 7. Tempest 8. Unity 9. Solemn |