Omega Massif - Karpatia

Review

Galerie mit 8 Bildern: Omega Massif - Hell Over Hammaburg 2014

In den Bergen waren sie schon immer zuhause. Nach dem Ausflug in die Geisterstadt blieben nur Trümmer übrig, nun sind sie zurück, dort wo die Wipfel saftig-grüner, hochgewachsener Bäume an Wolken kratzen, dort wo die Natur den Menschen einholt. Nach Grau und Sepia kommt nun Grün. Doch Vorsicht: Der Idylle trügerischer Schein täuscht, und aus den Nebelschwaden steigen OMEGA MASSIF passend mit „Aura“, dem ersten grobschlächtigen Brecher des neuen Albums, der sich wie ein Schlachtschiff Bahn bricht.

Lange vier Jahre hat „Karpatia“ auf sich warten lassen, doch die neurotischen, Doom-infizierten Instrumentalbergwerker sind glücklicherweise die Selben geblieben. Kurz nachdem „Aura“ die ersten Hindernisse aus dem Weg geräumt und die Ohren der Hörer kräftig durchgeblasen haben, eröffnet das Stück die Raffinessen, für die die Würzburger seit Songs wie „Unter Null“ genreübergreifend bekannt sind. Genreübergreifend, weil sie nach wie vor keine post-modernen Rockklischees herunterbeten, mehr zu sagen haben als reine Krawallpoeten und dafür dennoch keiner Worte bedürfen. Bild, Titel und Musik drücken bei ihnen mehr aus als die menschliche Stimme es vermag.

Beispielhaft das rhythmisch treibende „Wölfe“, mit weniger als vier Minuten relativ kurz gehalten beflügelt es regelrecht die Fantasie. Man sieht das Rudel, wie es durch das Unterholz der Wälder jagt. Und genau dort sind wir auch richtig für den nächsten Song, „Ursus Arctos“. Was für ein intensives Epos, dieser Braunbär! Hätte Jean-Jacques Annaud damals seinen Film mit diesem Soundtrack ausgestattet, dann wären die pilzgeborenen Halluzinationen vom kleinen Douce gar nichts gegen das höllisch gute Inferno, was OMEGA MASSIF zur Mitte des Stücks entfachen. Bart, der Bär, und hinter ihm brennende Wälder, einstürzende Berge, verdampfende Flüsse. Ok, ganz so apokalyptisch meinen sie es nicht, aber auch „Im Karst“ zeigt sie sehr angriffslustig. Zunächst schwer und schleppend sludgen sie ein Instrument nach dem anderen weg, bis nur noch das bedächtige Schlagzeug übrig bleibt. Es folgt ein Ausbruch, der mit dem selbst proklamierten Downtempo nichts mehr zu tun hat, dazu Riffs, die erstaunlich nahe am Wald- und Wiesen-Black-Metal schwedischer Einsiedler entlangschrammen.

Mit „Karpatia“ beginnt dann der emotionalste Teil des Albums. Depressivstimmung wie vor einer unbezwingbaren Felswand macht sich breit, „Steinernes Meer“ hingegen geht noch weiter in die Tiefe. OMEGA MASSIF können eben nicht nur brachial sondern auch einfühlsam; hinter ihrer gewaltigen Klangmasse steht viel Gefühl, welches nun mit langgezogenen, melodischen Motiven an die Oberfläche drängt, sich regelrecht ins eigene Gemüt hineinbohrt.

Fantastische Platte! Wer hilfreiche Band-Assoziationen braucht, geht bitte in der obersten Liga wildern (gleich um die Ecke bei „übliche Verdächtige“). Mit denen spielen OMEGA MASSIF nämlich seit geraumer Zeit auf den gleichen Bühnen, z.B. dem Hellfest. Etwas anderes wäre der deutschen Downtempo-Walze auch nicht würdig.

Vinylliebhaber werden übrigens wieder doppelt belohnt. Neben der luxuriösen Aufmachung des Albums wird selbiges durch eine 7″-EP begleitet, auf der sich ein exklusiver Ambient-Remix des Titelstücks befindet. Talkin‘ about Kaufanreiz.

21.09.2011

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3 Kommentare zu Omega Massif - Karpatia

  1. Klaus Schulz sagt:

    Alter! Das ich das noch erleben darf… Das werde ich mir live nicht entgehen lassen!!

  2. Anton Kostudis sagt:

    Live ist das definitiv nochmal einen Punkt geiler. 🙂

    9/10