Lithium – ein Medikament zur Behandlung bipolarer Störungen und Depressionen, das auch abhängig machen kann, kombiniert mit Omega, dem letzten Buchstaben des griechischen Alphabets.
Ein interessanter Bandname, hinter dem sich vier junge Künstler aus Kroatien verbergen, die mit Hilfe des Labels Drakkar ihr Debüt “Dreams In Formaline“ einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen wollen.
Wer damals im Chemieunterricht aufgepasst hat, der weiß vielleicht noch, dass Formalin eine Lösung aus Formaldehyd und Methanol ist und zur Konservierung von Leichen bzw. Präparaten benutzt wird. Was passiert also, wenn Träume in Formalin eingelegt werden? Werden wir dadurch abgehalten, nach mehr zu streben und konservieren wir unsere Träume nur, anstatt sie zu verwirklichen?
Mit solchen Fragen beschäftigt sich das kroatische Quartett in ihrer Musik, die sich laut Gitarrist Malice Rime auch gegen den um sich greifenden Konsumismus richtet, der die Menschen “faul, gleichgültig und leicht manipulierbar“ macht.
Neben kritischen, nachdenklichen Texten haben OMEGA LITHIUM aber auch musikalisch viel zu bieten: Man kombiniert Industrial Rock bzw. – Metal mit der kraftvollen Stimme der (erst 19-jährigen) Sängerin Mya Mortenssen.
Dabei wirkt alles in sich sehr stimmig – generell herrscht auf “Dreams In Formaline“ eine düstere Atmosphäre vor, die durch harte, metallische Riffs verbunden mit elektronischen Klängen erzeugt wird.
Manche Songs wie “My Haunted Self“ stehen dem Metal näher, andere, wie beispielsweise der Titeltrack “Dreams In Formaline“ oder “Hollow March“ sind mit harten Beats und teils verzerrten Vocals eher dem Industrial zuzuordnen. Dadurch bleibt die Platte abwechslungsreich und größere Vielfalt ist geboten.
Ohrwürmer gibt’s auch viele – als Beispiel seien “Stigmata“ oder “Andromeda“ genannt. Dennoch schmälert dies die Qualität der Songs nicht, die auch nach einigen Hördurchgängen nicht langweilen.
Trotz gewisser Einflüsse und Ähnlichkeiten zu anderen Bands, wie z.B. zu Produzent Victor Loves DOPE STARS INC., finde ich besonders schön, dass “Dreams In Formaline“ tatsächlich eigenständig klingt und man nicht das Gefühl bekommt, alles schon einmal irgendwie irgendwo gehört zu haben.
OMEGA LITHIUM sind jung, voller Energie und Ideen und haben ein spannendes, abwechslungsreiches Album sowie die Absicht, die Hörer zum Nachdenken und Hinterfragen anzuregen, im Gepäck – da dürften die ersten Erfolge nicht lange auf sich warten lassen. “Dreams In Formaline“ ist weder zu hart noch zu elektronisch, sodass sicherlich auch die breite Masse von ihrer Musik angesprochen wird, was ja aber per se nichts Schlechtes ist.
Den Songs auf myspace nach zu urteilen ist das Ganze dann doch noch stark ausbaufähig. Zwar gibt sich das Ganze für eine so junge Band doch schon sehr professionell, andererseits strotzen die Songs nicht gerade vor technischem Anspruch. Zudem fällt der eigentlich vielversprechende Gesang auf Dauer doch zu eintönig aus – man wünscht sich doch, dass das Mädel mal ein bisschen aus sich herausgehen würde. Vom Gesamteindruck erinnert das Ganze an heutige Deathstars minus männlicher Gesang und Talent zum Songwriting. Potential ist erkennbar.