Olhava - Frozen Bloom

Review

Welches Land eignet sich – abseits von Kanada – besser für das Genre des Atmospheric Black Metals als Russland? Gigantisch weite Landschaftszüge, dutzende Seen und die Nähe zum Meer. Im Herzen dieser einmaligen Szenerie liegt Sankt Petersburg, aus dessen Herzen stammt das Projekt OLHAVA der beiden Musiker Andrey Novozhilov (fast alle Instrumente und Gesang) und Timur Yusupov (Schlagzeug).

„Frozen Bloom“ – Panoptische Klangwelten

OLHAVA haben mich schon mit ihrem erst 2020 erschienenen Album „Ladoga“ positiv überrascht. Denn OLHAVA schaffen es nicht nur teils gigantisch lange Songs zu entwerfen (+15min). Es gelingt ihnen darüber hinaus, keinerlei Langeweile aufkommen zu lassen. Im Gegensatz zu manch Genre-KollegInnen wirken die Songs von OLHAVA nur selten künstlich in die Länge gezogen.

Sie verzichten auch auf überlanges kitschiges Keyboardgedudel. Vielmehr erzeugen sie ein breites Klangspektrum, das die Schönheit der russischen Natur angemessen einfängt. Und erinnern so sehr stark an die gerne viel zitierten Platzhirsche von PANOPTICON. Und der Vergleich kommt gar nicht zu kurz. Denn PANOPTIICONs Austin Lunn höchstselbst hat in weiten Teilen an „Frozen Bloom“ mitgewirkt.

Kalte, russische Gewässer

Auf dem Vorgänger „Ladoga“ ging es thematisch um die Schönheit der russischen Wälder und seiner Bewohner. Für „Frozen Bloom“ haben sich OLHAVA vom russischen Winter inspirieren lassen. Dementsprechend kalt und rau fällt auch die Produktion auf dem neuen Album aus. Ein bewusst gesetzter Kontrast zum Vorgänger, dessen Produktion warm und stimmungsvoll ausgefallen ist.

Doch auch kalt und rau punkten OLHAVA . Ehe man sich versieht, fängt einen das Klangspektrum ein. Buchstäblich breiten sich weite, in Schnee gehüllte Landschaften vor dem inneren Auge aus. Landschaften, die vom Fenster einer einsamen Hütte irgendwo im russischen Nirgendwo heraus betrachtet werden. Draußen tobt der eisige Winter, doch innendrin breitet sich die wohlige Wärme eines Kaminfeuers aus.

OLHAVA bieten Klasse statt Masse

Dass das Zeichnen dieser Landschaften OLHAVA so gut gelingt, liegt auch an der satten Produktion, die für den Atmospheric Black Metal (gerade dem russischen) nicht selbstverständlich ist. Der Bass ist in der Mitte von „The Queen of Fields“ angenehm prägnant und er zeugt beim Hören angenehme Wärme.

Die sphärischen Gitarrenläufe wirken auch in keiner Weise aufgesetzt oder gar kitschig. Und dass OLHAVA statt einem generischen Drumcomputers auf echtes Schlagzeug setzen, erzeugt noch einmal mehr Authentizität. Man könnte fast meinen, dass OLHAVA bewusst all das richtig machen, wo viele versagen oder zu schnell in Kitsch abwandern. Es gibt aktuell nur wenige Atmospheric-Black-Metal-Bands, die es schaffen, diesen hohen Grad an Authentizität zu erzeugen.

OLHAVA erinnert an PANOPTICON, WAYFARER oder KIVENKANTAJA. Mit „Frozen Bloom“ haben sich OLHAVA zwar gegenüber dem Vorgänger „Ladoga“ nicht maßgeblich selbst übertroffen. Aber dennoch spielen sie weiterhin in ihrer ganz eigenen Liga, mit der sich andere dieses Jahr erst einmal zu messen haben.

Text: Tim Otterbeck

23.04.2021
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