Old Ruins - Always Heading East

Review

Nach einer ordentlichen EP ziehen OLD RUINS nun mit ihrem Langspieldebüt in die Schlacht. Thematisch widmen sich die Gelsenkirchener Black/Death Metaller auf „Always Heading East“ dem Gehörnten, allerdings nicht so, wie man vielleicht zunächst denkt. OLD RUINS beziehen sich in ihren Texten nämlich nicht etwa auf den biblischen Satan oder irgendwelche konfusen chaos-gnostischen Weltanschauungen, sondern auf den Videospielklassiker Diablo von Blizzard.

OLD RUINS haben den Endboss im Blick

Angesichts der wie für ein Metal-Album gemachten Geschichte, in der sich bis an die Zähne bewaffnete Barbaren, Paladine, Amazonen und Zauberer mit den Fürsten der Hölle und ihren blutrünstigen Horden anlegen, ist es eigentlich verwunderlich, dass sich bisher noch nicht deutlich mehr videospielkundige Metal-Nerds an die Materie herangewagt haben. OLD RUINS stürzen sich nun gleich mit einem ganzen Album ins Gemetzel, den Endboss immer im Blick. Auf musikalischer Ebene hat sich die Ruhrpott-Combo dafür einen entsprechend epischen Sound ausgesucht, der irgendwo zwischen Spät-80er BATHORY, mittleren IMMORTAL, frühen IN FLAMES und DISSECTION liegt.

Will heißen, neben schwarzmetallischer Garstigkeit kommen auch große Melodien und klare Bezüge zum klassischen Heavy Metal nicht zu kurz. Der Opener „The Dark Wanderer“ illustriert dies hervorragend mit flirrendem Tremolo einerseits und einem treibenden, zum Headbangen animierenden Groove andererseits, während das letzte Drittel des Songs von melancholischen Leads geprägt ist, die in ein episches Solo ausufern. Melancholie und Epik sind auch die beiden Grundpfeiler, auf denen im Grunde das gesamte Album aufbaut, wobei OLD RUINS sich dabei überwiegend im getragenen Midtempo bewegen.

Da trifft mit „The Desert Sands“ ein klassischer, von BATHORY inspirierter Stampfer auf das fast schon shoegazige „Sescheron“, während Stücke wie etwa „The Fallen Temple“ schwelgerische Melodien und kriegerische Marschrhythmen miteinander verweben. Nur selten wird das Gaspedal allerdings mal wie bei „Lord Of Hell“ und Teilen von „Mephisto“ richtig durchgetreten. Oder um es mal in den Gaming-Kontext zu übertragen: OLD RUINS schnetzeln sich lieber gemütlich durch Albtraum, statt dem Fürsten der Finsternis mit einer voll ausgestatteten Javazone auf Hölle in lächerlichem Angriffstempo Blitze in den Allerwertesten zu jagen.

Gemütlich Monster verkloppen mit „Always Heading East“

Zu beanstanden gibt es am Langspieldebüt von OLD RUINS in der Tat wenig. Natürlich kochen die Gelsenkirchener mit bekannten Zutaten und ihre Einflüsse treten bisweilen sehr deutlich zu Tage; wenn das aber ein K.O.-Kriterium wäre, müsste man sehr viele Metal-Alben eine ganze Ecke strenger bewerten. Bleibt also, dass sich auf voller Distanz ein paar Längen eingeschlichen haben, die vor allem dem recht einheitlichen Tempo der Songs geschuldet sind, dafür aber von so manch großartiger Melodie aufgewogen werden. Außerdem hätte die Produktion ein wenig runder ausfallen dürfen, besonders das Schlagzeug klingt manchmal etwas pappig, doch auch das mindert die Songqualität kaum.

Wer einen passenden Soundtrack für die nächste Item-Jagd in Sanctuary braucht, ist mit OLD RUINS gut beraten. Doch auch wer mit der Diablo-Reihe nichts am Hut hat, melodischem Schwarztod mit deutlicher Heavy-Metal-Schlagseite und einem gewissen Oldschool-Charme aber grundsätzlich etwas abgewinnen kann, sollte sich einen Platz im Inventar für „Always Heading East“ freiräumen.

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17.09.2023

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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1 Kommentar zu Old Ruins - Always Heading East

  1. nili68 sagt:

    >die vor allem dem recht einheitlichen Tempo der Songs geschuldet sind<

    Ich habe mich durchaus dabei ertappt, dass ich darauf gewartet habe, dass es mal etwas flotter zur Sache geht, aber schlecht ist das auch so nicht. Die Epic Metal-Anleihen sind ganz cool. Mal sehen, ob das Songwriting das rel. gleichförmige Tempo ausgleicht.
    Zum textlichen Konzept: Warum nicht? Besser jedenfalls als ernstgemeinter Satanismus oder so.
    Dem Song würde ich 7 Punkte geben.