Old Growth - Mossweaver

Review

Keine Ahnung, ob mit OLD GROWTH irgendein halluzinogenes Pilzgewächs oder die mega-schamanischen Hipster-Tunnel der Person auf dem Cover gemeint sind: Auf alle Fälle steckt hinter “Mossweaver” ein Typ namens ‘Animist’, der sich in den Promofotos gerne mal einen Baum auf den Kopf setzt oder an den Dämpfen von brennenden Zweigen schnüffelt. Ein Freudenfest für Homöopathie-Hippies, Eso-Menschen und sonstige Nervensägen also? “Das Konzept der Band schafft einen Perspektivwechsel, weg vom ‚Menschen, der Musik macht‘, hin zu einer hörbaren ‚Erfahrung der wilden Natur‘ und einem Eintauchen in die Atmosphäre und Bedeutung der Töne und ihrer Philosophie”, kündet der Promozettel – so prätentiös, so alltäglich. Können OLD GROWTH diese selbst so hoch gesteckten Erwartungen erfüllen?

Old Growth - Animist Member Foto

Animist von OLD GROWTH im Schamanenkleid

OLD GROWTH: Spärliche Alleinstellungsmerkmale

Dabei wird offenbar versucht, etwas ziemlich Gewöhnliches künstlich aufzublähen. Im Grunde ist an “Mossweaver” wenig auszusetzen: OLD GROWTH spielen ausgesprochen soliden Post Black Metal, der in Sachen Handwerk, Songwriting und Produktion niemandem weh tut und absolut verträglich durch die Speaker bricht. Grundsätzlich passiert auf “Mossweaver” jedoch nichts Eigenes. Stilistisch orientiert sich Animist sehr an HARAKIRI FOR THE SKY und australischen Bands à la AUSTERE und GERM. Daran ist an sich nichts verkehrt, OLD GROWTH haben den genannten gegenüber aber kaum Alleinstellungsmerkmale, vom schamanischen Gedöns mal abgesehen.

“Mossweaver” gibt sich großspurig, entpuppt sich als generisch

Im Ganzen funktioniert “Mossweaver” solide. Darbietung und Produktion sind absolut professionell und mit “Oakenheart” haben OLD GROWTH sogar einen ziemlich überzeugenden Song auf ihrem Debüt. Traurigerweise ist das ohnehin recht eng gerahmte Post-Black-Metal-Genre in den letzten Jahren akut selbstreferentiell geworden und bedient sich häufig dreist bei seinen Flaggschiff-Bands. Schade, dass sich so bei einem Genre, das einst eine erfrischende Gegenbewegung darstellte, inzwischen latente Ermüdung breitmacht. Somit ist Animist das Ärgerlichste, was einem Künstler passieren kann, “gelungen”: Ein Album zu veröffentlichen, das irgendwie ganz okay ist, aber kaum nachhaltig prägen dürfte.

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20.12.2020

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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