OKKULTOKRATI machen es einem aber auch nicht leicht. Bereits „Snakereigns“, der Vorgänger zu „Night Jerks“, zugegebenermaßen eines der Albumtitelhighlights des fortgeschrittenen Musikjahres, aus dem Jahre 2012 war eine ziemliche Gratwanderung zwischen angenehmer Rotzigkeit und wilder Wüterei auf der einen Seite und abgeschmackten Klischees und zahnlosen VENOM-Zitaten auf der anderen Seite. Aber geschenkt: Zwei Jahre sind vergangen, die Band entwickelt sich, Stärken werden besser ausgespielt… Denkste! „Night Jerks“ setzt dem vorherigen, obskuren Treiben noch einen oben drauf.
Zunächst muss man OKKULTOKRATI zurechnen, dass die Arbeiten zu „Night Jerks“ unter schwierigen Bedingungen verliefen: Gitarrist und Songschreiber Pål Bredup hatte mit einer aggressiven Muskelerkrankung zu kämpfen, die dazu führte, dass die Gitarre zeitweise durch ein Synthesizer eingetauscht werden musste. Eine solche erzwungene Veränderung kann eine Band zurückwerfen, dauerhaft neue Schaffenskraft und Kreativität freisetzen oder, wie im vorliegenden Falle, der Musik eine weitere instrumentale Dimension hinzufügen. Denn man muss feststellen, dass die elektronischen Klänge dem Sound von OKKULTOKRATI nicht völlig zuwider laufen, die düstere und dreckige Grundstimmung der Band kann durch cineastische Synthieelemente stellenweise wirksam verstärkt werden. Aber wie so oft im Leben ist es auch hier eine Frage der Dosierung – und „Night Jerks“ ist (natürlich!) gleich wieder extrem und schießt über das Ziel hinaus. Dem ungestümen, crustigen Metalpunk der Norweger mit seinen groovigen und treibenden Passagen – zum Beispiel im gelungenen Titeltrack, dem sludgigen „Moon Daggers“ oder dem vertrackten „The Ladder (Punched Out)“ – stehen schwer fassbare Spielereien in Songs wie dem dronigen „Zero Kulto“ und dem abgedrehten Pseudoambient-Rausschmeißer „Cosmic Wynter“ gegenüber. Das Geschmacks-Pendel schlägt also unablässig von „Interessant“ zu „Aaaaaaargh, was´n das?“!
Nun haben diese Schwankungen auf „Night Jerks“ dazu geführt, dass sich OKKULTOKRATI neben heftigstem Lob für die unkonventionelle und genresprengende Vorgehensweise auch einige deftige Verrisse eingefangen haben. Aber das ist der teilweise ordentlich räudigen Atmosphäre, dem stellenweise unterhaltsamen und angepissten Modernpunk gegenüber ein bisschen hart – auch wenn das Grundproblem, nämlich, dass „Night Jerks“ ganz grundsätzlich zu unhomogen daherkommt, nicht zu leugnen ist. Somit bleibt unterm Strich eine kurzweilige Scheibe mit guten Ansätzen – die aber leider nicht ordentlich zu Ende gebracht werden und den Hörer so manches mal an die Grenzen seiner musikalischen Belastbarkeit treibt. Schade, denn die gelungenen Passagen sind auch wirklich ordentlich geraten und definitiv eine Steigerung gegenüber dem Vorgänger „Snakereigns“. Die Wahrheit liegt also auch bei „Night Jerks“ irgendwie schon wieder in der Mitte.
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