Ohgr - Devils In My Details

Review

Mit „Devils In My Details“ – schon dieser Titel ist ein kleines Augenzwinkern – wandelt Nivek Ogre alias Kevin Ogilvie bereits zum dritten Mal auf Solopfaden. Der Frontmann von SKINNY PUPPY ließ vorab verlautbaren, dass mit diesem Album sein bisher intimstes und persönlichstes Werk entstanden sei.
Musik kann entstehen aus reinem Selbstzweck, aus purer Leidenschaft, für Fans und Liebhaber, aber in seltenen Fällen dient Musik zur Introspektive und ist der Schlüssel zum ganz persönlichen Seelentrip, zu dem die Außenwelt (die Zuhörer) vorsichtig eingeladen wird.

Der Opener „Shhh“ ist dabei wie ein großes leuchtendes Eingangstor. Die treibenden Beats haben das Bodenständige von jahrzehnte altem Industrial, aber auch gleichzeitig die Frische der letzten Alben von SKINNY PUPPY, „The Greater Wrong Of Right“ und „Mythmaker“. Nahtlos geht es dann mit „Eyecandy“ ins Innere von OHGR, die geradlinigen Rhythmen weichen verschrobenen Strukturen und experimentellen Klängen, hinarbeitend auf den ersten emotionalen Höhepunkt, der in „Three“ folgt. Die Reise wird nie unterbrochen, ursprünglich sollte es auch gar keine einzelnen Songs geben. Vielmehr sind es Tracks zur groben Orientierung auf dieser Reise mit Tag und Nacht, Vertigo und Akrophobie. Ein bunter Traumjahrmarkt mit gackernden Hühnern entsteht in „Feelin‘ Chicken“ und wandelt sich kurz darauf zur tropischen Lounge.

Andere Realitäten, andere Welten. Egal ob das upbeat-getriebene „Psychoreal“ oder das beinahe schon lässig wirkende „Timebomb“ – auf „Devils In My Details“ erlebt der Zuschauer kontinuierlich Stimmungsschwankungen und neue Bilder, wie bei einem Prisma. Nivek Ogre folgt auf diesem Album lediglich seinem Instinkt, keinem konventionellen Diktat oder kommerzieller Logik. Und so bittet er schon fast demütig nach dem atmosphärischen „Smogharp“ in „Witness“ darum, dass er diese Erfahrung mit jemandem teilen kann. Er erwartet nichts, aber hofft darauf, dass der Hörer einen Blick auf den Menschen erhaschen kann, der hinter diesem Album steckt.

Trotz seiner Vielseitigkeit ist „Devils In My Details“ ein sehr kohärentes Werk geworden, welches viele kleine Schätze für die persönliche Entdeckung bereithält. Ein Album, für das sich der Hörer treiben lassen muss, genau wie die kreativen Köpfe dahinter in den überlangen Aufnahmesessions. „Shhh“ und „Witness“ können zwar als in sich geschlossene Songs betrachtet werden, die dem Album seinen Rahmen verleihen, aber gleichzeitig wäre es so, als würde man das Intro und die Endcredits eines Filmes extrahieren. Es wird nicht funktionieren, „DIMD“ wirkt nur als Gesamtheit.

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18.10.2008

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