Ogre - I - Lords Of The Black Citadel

Review

Na toll, das musste ja so weit kommen: Das englische Electro-Soundtrack-Projekt OGRE öffnet sich mit „I – Lords Of The Black Citadel“ unbekannten Gefilden, rollt seinen W20, besteht die Mut-Probe und steigt hinab in die dunklen Katakomben des Minimalismus. Eigentlich bekannt für Soundtrack und Synthwave-Arbeiten wie das stimmungsvolle „195“ oder das apokalyptische „Ballard“ ist nun eine Dungeon Synth-Komposition angesagt. Und man muss sagen: OGRE schlägt sich auch auf diesem Feld ziemlich beachtlich und wird damit unser „Synthwave“-Album des Monats Juni.

OGRE kennt seinen Fantasy-Kanon

Man muss OGRE allerdings bescheinigen, dass der Sprung in das benachbarte Genre nicht allzu groß war. Die Kompositionen hatten häufig bereits eine kühle Schlichtheit inne, die für „I – Lords Of The Black Citadel“ konsequent weiter reduziert wurden. Alle wummernden Bässe raus, alle allzu spacigen Effekte auch – übrig bleibt ein schlichtes Skelett aus einfachen Melodien und zurückhaltenden Percussions anstatt der gewohnten ZOMBI-haften Klanglandschaften.

Viele Songs können den Soundtrack-Charakter jedoch nicht abstreifen: Titel wie „Passage Beneath The Frozen Lake“ oder „Mouth Of The Night“ würden auch als Begleitung zu cineastischem Low-Fantasy eignen. Dafür kommen Titel wie „Splendid Courts“ und „Dawn Over Valusia“  im reduzierten Stile bester Dungeon Synth-Epen daher. Zudem merkt man OGRE  an, dass er sich auf den professionellen Einsatz von Synthesizern versteht: Selbst bei zurückhaltenden, ambienthaften Titeln wie dem Titeltrack „Black Citadel“ wird stets eine dichte Atmosphäre gehalten. Low-Fi-Kerkergekrabbel ist das alles allerdings eher nicht, was dem ursprünglichen Dungeon Synth-Feeling ein bisschen entgegen läuft.

„I – Lords Of The Black Citadel“ ist ein gelungener Stilmix

Ansonsten treten die Einflüsse – insbesondere von Robert E. Howards Conan – klar zu Tage. Das geht sogar soweit, dass man sich bei dem Opener „Barbarian“ an Basil Poledouris und seine musikalische Untermalung des Schwarzenegger-Epos von 1982 erinnert fühlt – eine Anlehnung, die sich wie ein roter Faden durch „I – Lords Of The Black Citadel“ zieht.

OGRE gelingt ein spannender Stilmix. Denn egal, welchem Genre man „I – Lords Of The Black Citadel“ nun zuordnen mag – spannende Ideen sind für Freunde beider musikalischer Synthie-Spielarten (und gepflegter D&D-Runden) enthalten. Und wessen Interesse nun geweckt ist, dem sei ein kurzer Abstecher zu Bandcamp empfohlen.


Kein Metal und trotzdem für viele Metaller interessant: Synthwave. Die elektronische Spielart rund um apokalyptische Endzeit, Palmen in Miami und Neonreklame wird einmal monatlich auf metal.de mit einem ausgewählten Release gewürdigt. Also: Synth Or Die!

23.06.2019

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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