Officium Triste - Hortus Venenum

Review

OFFICIUM TRISTE können heute auf eine 30-jährige Bandgeschichte zurückblicken. Viel länger gibt es das gesamte Death-Doom-Genre nicht. Die Niederländer sind also fast die gesamte Zeit mit dabei und veröffentlichen alle Jahre wieder einen neuen Beitrag mit stilvollem Gegrowle. „Hortus Venenum“ ist das aktuelle Album der Band und setzt diese Arbeit unbeirrt fort.

Der vergiftete Garten, so die deutsche Übersetzung des Titels, bezieht sich auf das toxische Gedankengefängnis, das in dunklen Stunden den Verstand beherrscht. Lyrisch werden die Momente aufgearbeitet, wenn das Leben selbst als Feind erscheint und den eigenen Empfindungen nicht zu trauen ist. Doch auch den äußeren Umständen, dem Leid der Unschuldigen, dem Verrat und den Kontrollversuchen durch andere widmen sich OFFICIUM TRISTE.

OFFICIUM TRISTE haben die Hoffnung verloren

Ein hoffnungsvoller Ausweg wird dabei nie thematisiert, findet sich aber natürlich in der Musik. Auf „Hortus Venenum“ ist alles traurig außer der Trauer selbst. Klagende Gitarren paaren sich mit schweren Riffs und resignierenden Growls. Zerbrechliche Streicher und flächige Synthesizer tragen zur dichten Atmosphäre bei. Dass die Band diese Art von Musik gemeistert hat, ist mit jedem Takt zu spüren.

Allerdings ist darin auch Routine zu erkennen. Der ständig als Damoklesschwert über dem Genre baumelnden Trägheit fallen OFFICIUM TRISTE nicht anheim. Die Niederländer verstehen ist, die Songstrukturen auch in überlangen Stücken interessant zu gestalten, kommen in diesem Punkt aber nicht an den komplexeren und abwechslungsreicheren Vorgänger „The Death of Gaia“ heran.

Als Genrewerk funktioniert „Hortus Venenum“ prächtig, reiht sich aber ohne eigene Note zwischen ähnlichen Veröffentlichungen von SATURNUS, MOURNING BELOVETH und NOVEMBERS DOOM ein. Insgesamt scheint dem Death-Doom-Genre in seinem vierten Lebensjahrzehnt die zündende Idee zu fehlen um sich selbst neue Impulse zu geben.

„Hortus Venenum“ rüttelt nur zaghaft an engen Klammern

Dies trifft nicht nur auf OFFICIUM TRISTE zu, aber bei einer Band, die bisher in all die Düsternis melodische Farbtupfer hineinzuweben verstand, sticht das Verbleiben bei bewährten Standards besonders hervor. Lediglich der Song „Forcefield“ rüttelt mit ausgefeilten Soli und sauber abgestimmten Tempowechseln an den engen Klammern.

Emotional und atmosphärisch ist „Hortus Venenum“ trotzdem ein ansprechender Ausflug in die dunkelsten Winkel der vergifteten Seele. Ja, es schleicht sich allenthalben Gewohnheit ein, aber die hat für Genrefans schließlich auch etwas tröstendes.

10.10.2024

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