Ofermod - Pentagrammaton

Review

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OFERMOD sind ein zweischneidiges Schwert. Trotz tonnenschwerer Kult-Single zu Beginn der Karriere schwankt die Begeisterung über ihre Veröffentlichungen und Konzerte mitunter szeneweit beachtlich. “Pentagrammaton”, das ursprünglich 2005/2006 aufgenommen wurde und nun erstmals die Dunkelheit der Welt erblickt, verspricht aufgrund seines Alters immerhin Oldschool-Annäherungen. Ob damit der radikale Stilbruch von der rasenden Kälte der “Mystérion Tés Anomias”-Single hin zu den geordneten Klängen der Alben “Tiamtü” (2008) und vor allem “Thaumiel” (2010) nachvollziehbarer wird? Ist es zudem möglich, die Musik des Albums von der kontroversen Person Mika “Belfagor” Hakola abzugrenzen? Es ist immerhin bekannt, dass der OFERMOD-Hauptakteur wahrscheinlich mehr Haftstrafen als Veröffentlichungen in der Vita hat und seine Bands darüber hinaus in erster Linie als religiöse Propagandavehikel versteht. Teile davon kann “Pentagrammaton” beantworten.

“Pentagrammaton” – verhinderter Klassiker einer Legende?

“Pentagrammaton” klingt deutlich anders als die beiden fast schon steril-technischen Alben “Tiamtü” und “Thaumiel”, was vor allem an zwei Dingen liegt: Einerseits wurde es noch von Necromorbus, der hier unter dem Pseudonym Chivah zusätzlich als Drummer fungiert, in dessen gleichnamigen Studios aufgenommen – zu diesem an sich unspektakulären Fakt aber später mehr; zweitens prägt TEITANBLOOD-Shouter NSK (hier: Moloch) das Gesamtbild beachtlich, klingt er doch um einiges giftiger als die anderen OFERMOD-Sänger Nebiros und Johannes Kvarnbrink. Die dunklere Necromorbus-Produktion rangiert irgendwo zwischen den WATAIN-Meisterwerken “Casus Luciferi” und “Sworn To The Dark” und steht “Pentagrammaton” sehr gut zum blutverschmierten Gesicht.

Praktischerweise befindet sich mit “Tiamtü” ein Stück auf “Pentagrammaton”, das OFERMOD für ihr gleichnamiges Album mit verändertem Line-up erneut aufgenommen haben. Somit kann im A/B-Vergleich erschlossen werden, warum OFERMOD bis zum deutlich dreckigeren “Sol Nox” (2017) so deutlich verändert klangen. Das Stück tönt zwar in der neuen alten Version natürlicher und roher, es verdeutlicht aber, dass Hakolas Riffs eine gewisse Finesse innewohnt, die durch zu viel Sound-Matsch ruiniert wäre. Zudem gewinnt die Urversion, weil Moloch wesentlich emotionaler singt als Nebiros.

OFERMOD hätten sich schon längst trauen können …

Abgesehen von audiophilen Details begeistert OFERMODs Wille zu klassisch schwarzmetallischen Dreschflegeln der Sorte “Persisting To Die In Thee”, “The Seventh Temple” oder “The Becoming Of Pentagrammaton”. Mit “A Man-like God” hat sich nebenbei auch ein Stück eingeschlichen, das den groove- und technikorientierten Ansatz der späteren Alben vorwegnahm. Das
Highlight befindet sich in Form von “A Likeness To Yah” an letzter Stelle und ist das einzige Stück des Albums, das von Necromorbus/Chivah verfasst wurde. Auch wenn es sich ein wenig wie ein ausgemusterter Song von WATAINs “Sworn To The Dark” anhört, ist es ein Paradebeispiel für geradlinigen, unverfälschten Black Metal schwedischer Prägung.

Da wir gerade von Necromorbus sprechen: Dass “Pentagrammaton” nun doch veröffentlicht wird, war nicht immer selbstverständlich. Denn es geschah unter anderem auf diesen unseren Seiten, dass Belfagor Hakola in einem unglaublich unterhaltsamen Interview anlässlich der Veröffentlichung von “Tiamtü” aufs Übelste gegen seinen ehemaligen Mitstreiter und dessen (mangelnde) Leistung bei der Produktion und als Drummer von “Pentagrammaton” wetterte. Die beiden scheinen sich inzwischen ein bisschen angenähert zu haben, denn das Remaster der vorliegenden Ausgabe wurde wieder von Necromorbus besorgt. Bass- und Snare-Sound haftet zwar in der Tat etwas Digitales an, das fällt aber nicht übermäßig ins Gewicht. Darüber hinaus ist der Sound neben dem sehr guten “Sol Nox” insgesamt der beste in der OFERMOD-Diskografie.

“Pentagrammaton”: Auf alle Fälle oldschool – aber nicht unbedingt ein Klassiker

Die Veröffentlichung von “Pentagrammaton” schließt eine Lücke und lässt OFERMODs musikalische Entwicklung linearer erscheinen. Vermutlich werden die Schweden nie wieder die abgründige Boshaftigkeit der “Mystérion Tés Anomias”-Single erreichen, die in lächerlichen 14 Minuten sämtliche Gothic- und Industrial-Flirts der damaligen Black-Metal-Zeitgenossen mit teuflischem Gelächter in den Tartaros trat. Wahrscheinlich ist das Absicht. Hakola betont, heuer kein Gesetzloser (vgl. “Anomias”) mehr zu sein und sich eben auf seine “magischen Studien” zu konzentrieren. In der Konsequenz werden sich OFERMOD wohl immer geradliniger und durchdachter anhören als zu Beginn ihrer Laufbahn. Das Songwriting von “Pentagrammaton” macht Laune und reiht sich gut neben anderen schwedischen Priestern der Orthodoxie ein. Ein neues Referenzalbum dieser Schule wurde letztlich nicht ausgegraben – wobei das nicht das Maß der Dinge ist, zumal derer bereits ausreichend vorhanden sind. Als Bonus gibt’s auf einer zweiten CD/LP eine komplette Version des Albums mit Belfagor am Gesang.

15.06.2020

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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19 Kommentare zu Ofermod - Pentagrammaton

  1. nili68 sagt:

    Musikalisch durchaus geil, aber.. wohlwissend, dass ich mit dieser Einstellung im Großteil des Black Metal vermutlich verkehrt aufgehoben bin, ich kann mich mit diesem okkulten Drumherum einfach nicht anfreunden. Das verdirbt mir das regelrecht, aber zum Glück gibt es ja auch anders orientierte Bands. Schade..

  2. Steppenwolf sagt:

    Bei mir liegt das Problem eher am Land nicht an der Einstellung. Mit dem schwedischen Black Metal kann ich (es gibt Ausnahmen) nur sehr wenig anfangen.
    Wenn Skandinavien dann Finnland 🤘

    1. nili68 sagt:

      Ich bin da ganz unoriginell eher im Norwergen-Lager, haha. Weil zwei meiner absoluten Lieblingsbands da her kommen: Windir und Kampfar.

      1. Steppenwolf sagt:

        Norwegen finde ich in der heutigen Zeit doch recht uninteressant, wenn es um Black Metal geht

      2. Steppenwolf sagt:

        Windir ist ein gutes Beispiel… die gibts schon gar nicht mehr

      3. nili68 sagt:

        Mir ist das egal, wo ’ne Band herkommt. Ich verfolge das nicht regional. Gefällt mir oder nicht. Es gibt überall gute und schlechte Bands. Das klingt zwar ziemlich generisch, ist aber so..

  3. Steppenwolf sagt:

    Da magst du recht haben… aber gerade Black Metal kann man gut den Ländern zuordnen aus denen er kommt. Da gibts einfach bestimmte Merkmale die oft (nicht immer) vertreten sind und die typisch für das jeweilige Land sind, zumindest wenn man von den rohen sachen ausgeht (ohne nennenswerte Nebeneinflüsse).

    1. nili68 sagt:

      Klar gibt es länderspezifische Charakteristika. Das gilt für jedes Musikgenre, Medium oder sogar Kunst allgemein, aber ich habe da keine direkten Vorlieben. Das wollte ich damit sagen, da es ja auch meistens Abweichungen vom jeweiligen Standard gibt. Es ist aber natürlich auch nichts falsch daran, wenn man da fokussierter ist. 😉

    2. Steppenwolf sagt:

      Und ich für meinen Teil guck da schon nach woher etwas kommt. Mit fernost brauchst du mir z.B. gar nicht erst kommen (Indien und ein, zwei aus den asiatischen Raum ausgenommen).
      Ich hör hauptsächlich Sachen aus Finnland, Frankreich, USA, Kanada und Deutschland. Natürlich gibts auch vereinzelt Musik aus anderen Ländern die ich gut finde. Aber ein Muster ist da schon erkennbar.

      1. nili68 sagt:

        Ich höre auch nicht querbeet und planlos Alles und suche schon etwas Bestimmtes in der Musik, finde das aber in unterschiedlichen Ausdrucksformen, die augenscheinlich nicht viel gemein haben.

      2. Steppenwolf sagt:

        Reden wir noch über Black Metal? Wenn ja, müsstest du das näher erläutern…

      3. nili68 sagt:

        Musik, Kunst allgemein, was natürlich auch Black Metal mit einschließt, da man das m.M.n. nicht voneinander trennen kann.
        Die Musik muss eine gewisse unpathetische Ernsthaftigkeit haben, wozu auch die Texte beitragen. Das Finde ich z.B. in Bands wie A Forest Of Stars oder auch Winterfylleth, was jetzt zufällig beides englische Bands sind, haha. Nicht nötig zu erwähnen, dass das natürlich nicht jeder gleich empfindet..

  4. Steppenwolf sagt:

    Also englische Bands, da haben wir’s…^^
    Da fällt mir spontan Revenant Marquis ein und ein neues Projekt Namens Capel Beulah. Ich weiß jetzt schon das mir das um die Ohren fliegt xD
    Ernsthaftigkeit liegt nun auch im Auge des Betrachters…

    1. nili68 sagt:

      Ich frage mich auch gerade, warum ich bei AFOS und WF etwas Ähnliches empfinde. Vielleicht doch etwas typisch Englisches? lol Naja, wie auch immer, irgendwie bin ich jetzt auch schon zu müde, das noch tiefer zu analysieren.. 😉

      1. Headcleaner sagt:

        Bei typisch britisch fallen mir noch Bretwaldas Of Heathen Doom ein, die gerade endlich die „Kingdom Of Killers“ EP rausgebracht haben. Und natürlich die ewig missverstandenen, von mir höchst geschätzten Meads Of Asphodel.

    2. nili68 sagt:

      Ich hab‘ in deine Tipps mal reingehört. Mein erster Impuls war „Müll“, aber dann bin ich doch länger verweilt, als ich anfänglich wollte. Ich kann ja aber auch was mit Ebonylake anfangen, also mich mit strangem Kram zu verschrecken ist schon ziemlich schwer.. 😀

      1. Steppenwolf sagt:

        Verschrecken wollt ich damit nicht… ich kann so Zeug grad gut hören, man muss sich halt drauf einlassen. Wenn dich sowas interessiert schau mal bei Death Kvlt Productions, da kannst du eigentlich alles hören: Inferno Requiem, Lamp of Murmuur, Somme, Thy Dying Light uvm.
        Aber zurück zu England, Winterfylleth und A Forest of Stars: Fellwarden kommt an 26.06. glaub ich raus. Das müsste ja dann genau deinem Gusto entsprechen

  5. nili68 sagt:

    Danke für die Tipps hier. Das reicht aber auch erstmal, bevor das so einen Touch von „abarbeiten“ bekommt, haha..

    1. nili68 sagt:

      ..wobei die Tpps ja auch für andere interessant sein können. Sorry für die Arroganz. 🙂