Odraza - Esperalem Tkane (Re-Release)

Review

Aus Krakau kommen einige hochklassige Vertreter der qualitativ sowieso großartigen polnischen Black-Metal-Szene, unter anderem MG?A, deren Geschwisterband KRIEGSMASCHINE und die sperrigen Ironiker von MEDICO PESTE. Umso überraschender ist, dass das Krakauer Duo ODRAZA nur bedingt nach seiner heimischen Szene klingt (Ausnahme: MEDICO PESTE) und stattdessen eher in die stilistische Richtung der Szene aus Kattowitz und dort ansässiger Bands wie FURIA oder MASSEMORD schielt.

Aber wen wundert’s: Beide ODRAZA-Protagonisten spielen seit einigen Jahren auch bei MASSEMORD mit, und das lässt sich auf „Esperalem Tkane“, dem Debütalbum der beiden Herren, gut herauszuhören. Die experimentelle Herangehensweise was Aufbau und Strukturen angeht, ohne dass die Musik zu experimentell klingt, die morbide Atmosphäre, die gleichzeitig eine Art Zynismus durchscheinen lässt … all das sind Trademarks, die beide Bands gemein haben. Allerdings wäre es nicht angemessen, „Esperalem Tkane“ nur mit dem bekannteren Projekt der beiden Musiker zu vergleichen.

Denn ODRAZA zeigen darauf auch eigenwillige Ansätze wie die Verbindung von rasantem, fast thrashigem Geprügel, morbidem Spiel mit Disharmonien und beinahe depressiven, melancholischen Melodien. Hinzu gesellen sich etwa im Song „Próg“ oder im zehnminütigen Titeltrack jazzige Elemente, die auch den frühen Werken von FURIA gut gestanden hätten. Auch noch erwähnenswert ist übrigens die Harmonika im Song „Gorycz“, die wie frisch aus einem Sergio-Leone-Film klingt und dem Stück einen ganz bizarren, aber sehr hörenswerten Charakter verleiht – Höhepunkt!

Damit kann sich „Esperalem Tkane“ hören lassen und verdient sich auf jeden Fall, mehr zu sein als „nur“ das Album eines MASSEMORD-Nebenprojekts. Fans von eben MASSEMORD, FURIA oder auch MEDICO PESTE sollten bei ODRAZA voll auf ihre Kosten kommen.

„Esperalem Tkane“ wurde bereits im April 2014 von Arachnophobia Records als CD-Version veröffentlicht; diese Review betrifft die am 05.03.2015 erscheinende LP-Version von Musica Noire Records.

Das wesentlich „schönere“ Cover der CD-Version soll unserer werten Leserschaft trotzdem nicht vorenthalten werden:

26.02.2015

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