Odetosun - The Dark Dunes Of Titan

Review

Titan, der größte Mond des Planeten Saturn, der zweitgrößte in unserem Sonnensystem, 1655 entdeckt und nach allem, was wir über ihn wissen, von einer dichten Gashülle umzogen und vereist – ob sich auf Titan dunkle Dünen oder gar Wüsten befinden, wie der Titel des Zweitwerks der Augsburger Progressive-Metal-Formation ODETOSUN suggeriert, bleibt erstmal der Phantasie überlassen. „The Dark Dunes Of Titan“ liefert genau diese Vorstellung und den Soundtrack dazu gleich mit: Das Album ist von der Erzählung „As On A Darkling Plain“ des amerikanischen SciFi-Autors Ben Bova inspiriert und folgt offenkundig deren Dramaturgie – das sollte man bei einem Album im Hinterkopf behalten, das aus vier, teilweise überlangen Songs besteht, von denen gleich zwei auf Lyrics verzichten.

ODETOSUN setzen wie schon beim Debütalbum „Gods Forbitten Orbit“ auf nachvollziehbaren Progressive Metal ohne große Mätzchen und mit nachvollziehbaren Zutaten. Als Grundgerüst fungiert das variable Schlagzeugspiel von Gunther Rehmer und die mäandrierenden Gitarrenmuster von Benny Stuchly, wohingegen spacige Synthesizer eher wohldosiert eingesetzt werden. Ein großer Pluspunkt ist zudem der mittlerweile reife Grunzgesang – Sänger Luke Stuchly hat noch einmal zugelegt und liefert seine bisher beste Leistung ab.

Wenn es oben heißt, dass die Musik der Dramaturgie der Vorlage folgt, verwundern beispielsweise die Wiederholungen im instrumentalen Opener „At The Shore Of The Ammonia Sea“ nicht – einem langsamen, aber konsequent fortschreitenden Stück mit tragendem Bassgerüst. Ebenso wenig fehlen sanfte Klänge, wie in dem zweiten Instrumental „Remember Sequoia Forest“, dem mit dem über 15-minütigen Titeltrack das große Finale folgt. Den magischsten Moment bietet „The Dark Dunes Of Titan“ aber mit „Machine Horizon“, bei dem die Band eine zupackende Spannung aufbaut, dass man unweigerlich mitgeht.

Es ist wirklich erstaunlich, dass es der Band gelingt, ohne großes Hexenwerk eine solche Intensität aufzubauen – da gibt es keine unnötigen Effekte oder überbordenden Soli, um etwaige Längen zu kaschieren. ODETOSUN haben sich vielmehr die Zeit genommen, ein rundes Album einzuspielen, das durch seine Atmosphäre und durch seine Songs überzeugt. Wer sich also bereits für das Vorgängerwerk begeistern konnte, wird „The Dark Dunes Of Titan“ lieben. Starkes Zweitwerk!

Ordern könnt Ihr „The Dark Dunes Of Titan“ als hübsches Digisleeve mit dickem Booklet über die Bandcamp-Seite von ODETOSUN.

20.10.2015

- Dreaming in Red -

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