Octoploid - Beyond The Aeons

Review

Soundcheck Juli 2024# 4

Der Begriff OCTOPLOID rührt offenbar von der Biologie her und bezeichnet einen spezifischen Überschuss an Chromosomen im Verhältnis zum Bestand in einer haploiden Zelle. Oder so ähnlich. Das in Kombination mit dem Überbegriff Death Metal lässt Uneingeweihte vermutlich eher in Richtung Tech/Prog Death Metal assoziieren. Hinter der Band, die sich hiernach benannt hat, steckt jedoch kein Brainmelter-Sound, sondern vor allem ein gewisser Olli-Pekka Laine, seines Zeichens Gründungsmitglied und Tieftöner von AMORPHIS und BARREN EARTH. Die Frage stellt sich nun, ob man hier mehr in Richtung Death Doom geht oder doch eher AMORPHIS huldigt – oder vielleicht doch was ganz anderes macht?

Olli-Pekka Laine schickt OCTOPLOID ins Rennen

Schaut man sich das hinterm Mikro rotierende Personal an, zu dem neben Mikko Kotamäki und Jón Aldará auch Tomi Joutsen gehört, dann könnte man schon eine leichte Vorahnung davon gewinnen, was sich auf „Beyond The Aeons“ abspielt. Die Presseinfo beschreibt den Sound der Platte wie folgt:

Die Musik der Band verbindet Elemente aus dem Death/Black Metal der 90er, dem Prog Rock der 70er und dem Psychedelic Rock der 90er.

Wer sich jetzt fragt, ob das nicht einfach nur ein Euphemismus für „Klingt exakt wie AMORPHIS“ ist, liegt natürlich vollkommen richtig. Die Hauptspielwiese von Laine scheint praktisch zu jeder Zeit unmissverständlich durch, wobei „Beyond The Aeons“ so klingt wie Material, das irgendwann um die 2000er herum entstanden sein könnte. Sprich: Man findet Stilmerkmale wieder, die auf den Alben von „Tuonela“ bis hin zu „Silent Waters“ hätten stehen können, in den folkigeren Momenten schaut vielleicht auch mal ein „Skyforger“ vorbei.

Das ganze ist aber letztlich zuvorderst ein Death-Metal-Alben. Das heißt, dass mitunter psychedelische Momente á la „Am Universum“ dennoch mit todesbleiernder Zünftigkeit unterfüttert werden. Im Grunde ist damit auch das Alleinstellungsmerkmal von OCTOPLOID erklärt, wobei weiterhin unklar bleibt, warum hier nicht gleich ein neues AMORPHIS-Scheibchen eingetütet worden ist – vermutlich weil sich die Hauptkapelle mittlerweile in eine bombastischere Richtung entwickelt hat. In dieser Hinsicht markiert „Beyond The Aeons“ immerhin ein ganz erfrischendes „Was wäre wenn?“ dahingehend, dass es die Zeit um 20 Jahre zurückdreht und die moderne Härte von AMORPHIS mit ihrem alten Sound um die „Eclipse“-Verjüngung herum zusammen bringt.

„Beyond The Aeons“ tut sich jedoch schwer, über den AMORPHIS-Schatten zu springen

Man könnte fast schon im Opener „The Dawns In Nothingness“ den Klargesang von Joutsens Vorgänger erwarten, so vertraut schallt einem der Sound entgegen. Der gleiche Trick kommt zugegeben in verschiedenen Intensitäten mehrmals zum Einsatz und die Tatsache, dass die Gelegenheit verpasst wurde, etwas anderes als Growler hinters Mikrofon zu stellen, tut wenig, um OCTOPLOID beim Sprung über den AMORPHIS-Schatten zu helfen. Aber bei alledem ist „Beyond The Aeons“ doch ein sehr ansprechendes, gut inszeniertes Album geworden, das lange nicht den Grad einer lahmen, von jeglicher Selbstironie befreiten Axel Rudi Pell-Selbstkopie inne hat. Für Zwischendurch geht’s also vollkommen in Ordnung.

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28.06.2024

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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