Oceanwake - Sunless

Review

Mit „Sunless“ liefern die Finnen OCEANWAKE ihr zweites Album nach dem euphorisch abgefeierten „Kingdom“ ab. Beeinflusst von Bands wie SWALLOW THE SUN, CULT OF LUNA und vereinzelt auch AHAB spielen OCEANWAKE atmosphärischen Death Doom Metal, der um einige Facetten erweitert wurde. So finden sich neben den dichten Gitarrenwänden und den obligatorischen Growls auch viele hauchzarte, cleane Passagen, die das Gesamtbild immer wieder auflockern und dafür sorgen, dass „Sunless“ nicht allzu eintönig wird. Das heißt jedoch nicht, dass es hier sonderlich bunt zugeht: Monotonie und Melancholie sind die Hauptmerkmale des Zweitlings der Finnen. Entsprechend sperrig ist das Endergebnis ausgefallen, sodass die Platte mit nur einem Hördurchgang lange nicht erschlossen ist. OCEANWAKE verstehen es, unheimliche Melodien geschickt in ihren Sound einzuflechten, sodass sich beispielsweise im eröffnenden 15-Minüter „The Lay Of A Coming Storm“ schon mal ein mulmiges Gefühl in der Magengrube breit macht. Das ist definitiv die größte Stärke, die „Sunless“ zu bieten hat. Wahrhaftig lacht die Sonne nicht gerade auf das Gemüt des Hörers herab, wenn „Sunless“ im Plattenspieler rotiert. „The sun ain’t gonna shine anymore“, würden die WALKER BROTHERS singen.

Die Finnen machen ihrem Namen alle Ehre: Ein wahrer Ozean von Gitarren, Klängen, Impressionen und Emotionen formt sich vor dem geistigen Auge des Hörers. Unzähmbar bahnt sich die raue See ihren Weg aus den Boxen hinein in die Hirnwindungen des Hörers, um sich dort festzusetzen. Man selbst schippert scheinbar einsam auf dem nicht enden wollenden Ozean umher, um einen herum nichts als die nasse Einöde, eine für den Menschen lebensfeindliche Umgebung, deren reges Leben sich jedoch erst bei genauerem Betrachten offenbart. Sänger Eero Haula fungiert als Poseidons donnernde Stimme, welche die Einsamkeit des Hörers thematisiert. „Sunless“ ist eine atmosphärische Odyssee, die im Gegensatz zum namensgebenden, antiken Epos jedoch von Einsamkeit, Schuld, Hoffnungslosigkeit und Bedauern erzählt. In der Welt von OCEANWAKE gibt es keine Helden.

Bei aller Atmosphäre wirkt die Instrumentierung manchmal etwas zu karg. Sie funktioniert zwar und stört eigentlich nur geringfügig, dennoch geht gerade bei den Gitarren des öfteren nicht viel ab. Wenn diese nicht gerade typische Death-Doom-Melodien aufs Parkett zaubern, schrammeln sie meist monoton im Hintergrund herum. Auch bei der Rhythmik haben es die Finnen mit der Monotonie ein wenig übertrieben. Selten, wie etwa in „Parhelion“ oder der zweiten Hälfte von „Ephemeral“, wird diese durch Percussion oder geschickte Fills ergänzt. Meist beschränken sich OCEANWAKE auf rudimentäres Death-Doom-Gestampfe, das zwar effektiv, aber nicht revolutionär ist. Immerhin ist die Produktion – übrigens unter Mitwirkung von Jonne Järvelä von KORPIKLAANI – gelungen. Die verzerrten Gitarren brummen bedrohlich, die cleanen Gitarren klingen warm und fast nie kratzig, das Schlagzeug klingt klar und matscht nie und die Growls verfügen über die nötige Wucht. So sollte es sein.

Letzten Endes kann „Sunless“ als Gesamtpaket durchaus überzeugen. Man könnte jetzt bemängeln, dass der Veröffentlichungszeitpunkt mit Mitte März ungünstig gelegt ist, aber es soll ja Leute geben, die zum Lachen in den Keller gehen. Darüber hinaus hat das die Doom-Fangemeinde noch nie davon abgehalten, sich ihrer Musik hinzugeben. Fans der Spielart Death Doom und/oder der oben genannten Bands können bedenkenlos reinhören, da „Sunless“ bei all seinen kleinen Mäkeln ein ganz passables Scheibchen geworden ist. Hier geht es zur Bandcamp-Seite.

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12.03.2015

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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