Oceansize - Frames

Review

Schlicht mit „Frames“ betitelt legen OCEANSIZE ihr drittes Album vor und somit den Nachfolger zu ihrem 2005er Meisterwerk „Everyone Into Position“ und dem Debüt „Effloresce“. War dieses Album noch eine Mischung aus Epik, vermischt mit etwas verspielten TOOL, klanglicher Dichte und kompositorischen Glanzleistungen sowie fantastischen Spannungsbögen, gehen OCEANSIZE auf „Frames“ nicht den einfachen Weg. Anstatt eingängiger zu werden und sich dem Hörer einfacher zugänglich zu präsentieren, pfeifen sie auf leicht konsumierbare Sounds und zeigen sich (besonders mit dem Opener „Commemorative T-Shirt“) stellenweise unüblicher denn je. Bei aller Vielseitigkeit haben OCEANSIZE zwei Sachen noch nie vernachlässigt: Das Feeling und die Atmosphäre.

Mit „Trail Of Fire“ zeigen die Engländer, dass man auch mit ruhigen Tönen sehr abwechslungsreich zur Tat schreiten kann und vor allem ein erstaunlich dichtes Spannungskonstrukt aufbauen kann, wobei auch hier wieder die unkonventionelle Herangehensweise absolut überzeugen kann. Diese Musiker sind wahre Giganten ihres Fachs. Von OCEANSIZE sollten sich gerade TOOL (mit denen OCEANSIZE viel zu oft fälschlicherweise direkt verglichen werden) ruhig mal eine Scheibe abschneiden und sich zeigen lassen, wie man geniale Songs schreibt, ohne sich im Überanspruch zu verzetteln und wie man trotzdem eine verdammt dichte Atmosphäre erschafft.

Härte wird bei OCEANSIZE eher klein geschrieben und das ist auch gut so, denn die Musik auf „Frames“ funktioniert auch ohne unnötige musikalische Gewalt einwandfrei. Nicht selten überqueren sie dabei die Grenzen zum Progressive Rock, verweilen dort aber immer nur für (mal längere, mal kürzere) Augenblicke, ebenso verhält es sich mit den vielen anderen Rock-Stilen, die OCEANSIZE nutzen. Auf diesem Album gibt es eine kluge Vermischung aus allem, was mit dem Thema Rock-Musik zu tun hat (besonders erkennbar in dem Zehnminüter „An Old Friend Of The Christies“). Kategorisieren lassen sich OCEANSIZE somit kaum, auch wenn ihre Musik keineswegs experimentell oder vom Stil her außerordentlich wirkt. Dennoch ist diese Band so vielseitig wie kaum eine andere.

Ein Manko mag man vielleicht in der gewissen Sperrigkeit mancher Songs sehen („Sleeping Dogs And Dead Lions“), die nicht selten einige Durchläufe benötigen, um zu zünden. Selbst wenn man sich nach viel Geduld endlich einen Zugang zum Album erhört hat, kann man feststellen, dass besonders die Gesangsarrangements nicht mehr so griffig sind, wie noch auf dem letzten Album. Der Gesang auf „Frames“ ist gut, keine Frage, aber die Stücke auf „Everyone Into Position“ besitzen insgesamt einfach mehr Wiedererkennungswert.

Auf jeden Fall haben es sich OCEANSIZE nicht zu einfach gemacht und nicht einfach ein paar leicht konsumierbare Songs geschrieben, die man in jeder gut sortierten Alternative-Disco, geschweige denn im Radio dudeln könnte. „Frames“ ist anspruchsvoll und häufig auch schwierig. Man muss Zeit in dieses Album investieren und auch eine Menge Geduld. Nur wenn man gewillt ist, dieser Band und ihrer Musik den nötigen Raum zur Entfaltung zu gewähren, wird man mit kleinen, aber trotzdem vorzüglichen Entdeckungsreisen belohnt. Wer nur auf den schnellen Ohrgasmus aus ist, sollte allerdings tunlichst die Finger von diesem Album und überhaupt von OCEANSIZE lassen.

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03.10.2007

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