Fraglich, ob diese EP in der Form, mit diesen Inhalt schon immer geplant war, oder sich die deutsch-österreichische Fraktion OCEANS musisch von der aktuellen Situation einfangen lassen hat. Statistisch belegbar ist in jedem Fall die Tatsache, dass psychische Erkrankungen in der Pandemie weitaus angestiegen sind.
OCEANS: Wir sind nicht ok. Und das ist ok.
Grundsätzlich sind psychische Erkrankungen ein Thema, welches immer noch viel zu oft unter den Tisch gekehrt wird. Nicht so von OCEANS. Die antworten ehrlich und direkt auf die liebgemeinte Frage „Wie geht es dir“ mit den Worten „We Are Nøt Okay“. Die Veröffentlichung thematisiert Depressionen, Panikattacken und ähnliches. Thematisiert die innere Zerrissenheit und die Qualen.
Die Band nutzt damit ihre Reichweite, um in ihren Lyrics darüber zu reden, die Gesellschaft anzuprangern, dass es augenscheinlich immer noch ein Tabu-Thema ist, ein Thema über welches nicht gerne gesprochen wird. „We Are Nøt Okay“ ist eine Ansage in EP-Form.
„We Are Nøt Okay“: OCEANS meet CALIBAN
Mit dem Titeltrack „We Are Nøt Okay“ steigen wir ein in die Tiefen. Es ist okay, nicht okay zu sein. Das gibt es zu spüren. Mit freundlicher Unterstützung von Andreas Dörner aus dem Hause CALIBAN ein brutales Battle am Mikrofon. Timo Rotten, Frontsau bei OCEANS reißt das gesamte Portfolio herunter und zimmert einem saftige Growls um die Ohren, während die Shouts von Dörner jenseits von Gut und Böse dem Track, in dem es um den inneren Kampf mit sich selber geht, seinen bitterbösen Anstrich verpasst. Ehrlich und direkt. Ins Gesicht. So muss das!
OCEANS: Jeder Topf ein Deckel- Jeder Track ein Feature
Ruhige, aber nicht minder fiese, aus dem Abgrund kommende Töne, werden bei „Everyone I Love Is Broken“ angeschlagen. Und auch hier ist ein Feature zu entdecken. Rob Flynn von MACHINE HEAD gibt sich die Ehre und haut heftige Growls in die sonst eher unterschwellig vor sich hin brodelten Passagen.
Ok. An diesem Punkt sei zu erwähnen, dass sich OCEANS zu jedem der vier Songs auf „We Are Nøt Okay“ anderweitige Menschen aus der Metalszene dazugeholt haben. Bei „Voices“ hören wir Lena Scissorhands von INFECTED RAIN, die mit ihrer Stimmfarbe einen verzweifelten Track noch mehr Dramatik gibt.
„We Are Nøt Okay“: Dramatik mit knackigen Riffs
Mit „Shark Tooth“ findet das Werk sein Ende. Dieses Mal in Zusammenarbeit mit Christoph Wieczorek von ANNISOKAY. „This Is Our Symphony“ erklingt mit verzerrten Stimmen, die an MARILYN MANSON denken lässt. Klare Gesangspassagen mischen sich mit diffus gesprochenen Vocals. Ein Hauch Nu Metal, der hier seinen Weg nach draußen sucht. Allerdings immer nur soweit, dass es in den Flow des Tracks passt. Der Sack wird zugemacht mit knackigen Gitarrenriffs. Und schon ist Ende Gelände.
OCEANS: Kurz und knapp -Alles gesagt
Bei der Qualität und der Freude am Detail der einzelnen Songs, sowie der gut eingesetzten Guest-Features, die wie Puzzle-Teile ineinandergreifen, gemischt mit der wichtigen Thematik, ist es leider schade, dass wir mit „We Are Nøt Okay“ nur viermal gutes Liedergut bekommen.
Aber in der Kürze liegt die Würze und das, was OCEANS sich mit dieser Scheibe gedacht haben kommt durch und an. Wichtig ist immer wieder, auch unangenehme Dinge anzusprechen und darüber zu reden. Es nicht zu verstecken und mit offenen Karten zu spielen. OCEANS verstecken mit „We Are Nøt Okay“ nichts, sondern teilen ordentlich aus.
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