Oceans Of Sadness - Mirror Palace

Review

Es ist wie beim Kochen. Manchmal nimmt man alles, was man in der Küche findet, rührt es in einem großen Topf zusammen und es schmeckt, und manchmal rührt man alles zusammen und es schmeckt nicht. OCEANS OF SADNESS vermengen eine Menge verschiedenster Einflüsse zu einem zuerst einmal seltsamen Brei.

Schon der Promozettel wirbt mit solch verschiedenen Vergleichen wie PAIN OF SALVATION, DREAM THEATER, DIMMU BORGIR (!) und CRADLE OF FILTH (!) und bezeichnet diese Mischung postwendend als Avangarde-Metal. Nun, ich bin gespannt. Zumal ich die vorletzte CD der Band rezensiert habe und sie sich damals als melodischen Deathmetal „verkaufen“ wollten.

Musikalisch erinnern die Belgier wirklich an die früheren POS und zeigen denen mittlerweile wo es lang geht, wenn man Musik interessant interpretieren möchte. Am Gesang haben sie kein solches Ausnahmetalent wie D. Gildenlöw, aber die Band bringt einen Proghammer nach dem nächsten. Manchmal klingt es etwas wirr und konstruiert, aber beim mehrmaligen Hören erschließen sich so einige Wechsel als durchaus logisch und auf ihre eigene Weise faszinierend. An die Prog-Kaiser des Traumtheaters erinnern mich eigentlich nur die Keyboards, aber sei’s drum, der Name weckt Interesse. CRADLE und DIMMU erkenne ich nicht wirklich auf „Mirror Palace“ wieder, kenne aber das Material beider genannten Bands nur oberflächlich. Aber es soll ja nicht um Vergleiche gehen…
Fakt ist, dass OCEANS OF SADNESS sehr mutig, innovativ und experimentierfreudig klingen. Sie versuchen neue Wege zu gehen, neue Kombinationen zu kreieren und dem Ohr Überraschungen zu bescheren. Ein löblicher Ansatz in einer Zeit, in der der Mainstream immer stärker in Rock und Metal Einzug hält. Zumal sie dies auf ungeheuer professionelle und musikalische Weise schaffen. Dies wird noch durch die fette, (manchmal etwas zu) bombastische Produktion unterstützt. Hier sind Könner am Werk gewesen. Der Produzent, Jens Bogren, zeigte sich schon für OPETHs „Ghost Reveries“ verantwortlich und Parallelen im Sound sind des öfteren zu erkennen.

Die einzelnen Songs sind zu komplex, um im einzelnen auf sie einzugehen. Schon in einer einzigen Nummer des Albums verstecken sich mehr Ideen, Takt- und Tempowechsel und Riffs, als bei anderen Bands auf einer ganzen Scheibe. Sehr erwähnenswert ist das ALICE IN CHAINS Cover „Them Bones“, welches mit einer unglaublichen Power aus den Boxen dröhnt und einfach cool gemacht ist.

Wer sich mal wieder auf niveauvolle Weise die Gehörgänge durchblasen lassen möchte und auch vor komplexen Arrangements nicht zurückschreckt, sollte unbedingt „Mirrors Palace“ anchecken und dem Wahnsinn eine Chance geben.
Ich jedenfalls fühlte mich beim Hören der Platte wie eine Erbse, die im besagten Kochtopf ordentlich durchgerührt wird. Und wer jemals eine Erbse im Kochtopf war, der weiß, dass dies ein sehr „satisfaktionierendes“ Gefühl ist…

03.05.2007
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