Ocean of Grief - Pale Existence

Review

OCEAN OF GRIEF haben den Albumtitel „Pale Existence“ in den letzten Jahren ein bisschen zu wörtlich genommen. Seit ihrem respektablen Debüt „Nightfall’s Lament“ war lange nichts mehr von der melodischen Death-Doom-Band aus Athen zu hören. Jetzt zeigt sich, dass die Griechen die Zeit genutzt haben, um ausgiebig an ihrem Stil und den neuen Songs zu feilen.

„Pale Existence“ ist ein Album, das sich der Flüchtigkeit des Lebens widmet. Da geht es um Verzweiflung, Frust und alle ungerechten Facetten der Welt. Es geht um den Tod, die Angst vor ihm und auch die Sehnsucht nach ihm. Kurz: es geht um jene tristen Momente, in denen uns bewusst wird, dass die einzige universale Beständigkeit die ewigen Toten darstellen.

Tief ist der Ozean der Trauer

Gute-Laune-Themen also, wie man sie als Genrefan kennt und schätzt. OCEAN OF GRIEF liefern die musikalische Untermalung für die düsteren Stunden in unserem Leben. Klar, das geschieht hauptsächlich durch Genre-Standards und wird nur gelegentlich durch Bassläufe oder Gitarrensoli aufgelockert, findet aber auf einem hohen Niveau statt. Mit Kollegen wie DECEMBRE NOIR, die im Review zum Debütalbum Kollege Popp als Referenz dienten, können die Griechen inzwischen locker mithalten.

Denn unter seiner betäubend melancholischen Oberfläche offenbart „Pale Existence“ nach mehreren Durchläufen eine gewisse Tiefe. Zunächst klingt alles sehr vertraut, nach soliden MY SILENT WAKE oder HANGING GARDEN. Mit der Zeit bleiben die Hooks dann aber doch hängen und es entfaltet sich eine Qualität, die Lust darauf macht, sich einfach nur noch diesem Ozean hinzugeben.

OCEAN OF GRIEF huldigen der „Pale Existence“

Manchmal zeigen sich jedoch auch trübe Stellen im Wasser. Dann fallen OCEAN OF GRIEF zurück ins beschauliche Geplätscher der Genre-Klischees. Das wertet den sehr guten Gesamteindruck zwar nicht sonderlich ab, hält die Griechen aber aus den vordersten Reihen fern, in denen sich die Meisterwerke von MY DYING BRIDE oder SWALLOW THE SUN bewegen.

So bleibt unterm Strich die Frage, ob noch Potenzial vorhanden ist, das noch nicht ganz ausgeschöpft wurde, oder die Highlights des Albums bereits das obere Ende der Fahnenstange darstellen. Doch so kritisch und verkopft zu denken, würde „Pale Existence“ nicht gerecht werden. Schließlich geht es um den Augenblick und ums Zugrundegehn. Und das klappt in diesem Fall hervorragend.

11.03.2023

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