Was muss es wohl als Mann für ein Gefühl sein, bei einer Band einzusteigen, bei der vorher eine Frau alles in Grund und Boden gegrunzt hat? In der Haut von OCCULT-Neufronter Maurice möchte ich zumindest nicht gesteckt haben, denn wer seine Vorgängerin Rachel (röchelt jetzt bei SINISTER) kennt, der weiß, dass sie sich keinesfalls hinter ihren männlichen Kollegen verstecken muss. Wie würde sich jetzt also dieser gute Mann fühlen, wenn in allen Reviews folgendes geschrieben stünde: „Trotz des maskulin-dominierten Musikstils Black/Thrash Metal hätte lieber Rachel bei den Holländern bleiben sollen.“ Scheiße mann, mir wäre das verdammt unangenehm. Wie gut nur, dass Maurice seine Sache auf OCCULTs Fünftwerk „Elegy For The Weak“ sehr ordentlich macht. Mehr noch, seine kratzige Stimme, die irgendwo zwischen KREATOR-Mille, Bodomkind-Laiho und IMMORTAL-Abbath liegt, passt wesentlich besser zur räudigen Black/Thrash-Ausrichtung des Materials als Rachels Death-Growls. Dies ist mit einer der Gründe, warum sich die vier Käsköppe heuer so stark präsentieren wie nie zuvor. Waren sie bisher immer als guter Live-Act bekannt, dessen CDs aber nie über das Prädikat „solide“ hinauskamen, kann man jetzt mit Fug und Recht behaupten, dass sie hiermit auf keinen Fall eine Elegie für die Schwachen abgeliefert haben. Ganz im Gegenteil, das jedem Fan von SLAYER, THE HAUNTED, TESTAMENT oder BEWITCHED wie von alleine reinlaufende Riffing strotzt nur so vor ausgeprägter Muskeln. Der vom Fitnessbeauftragten Andy Classen in seinem Stage One-Trainingstempel aufgestellte „Fit in drei Wochen“-Plan hat vollends angeschlagen. So lässt es sich zu Smashern wie „Disturbing The Dead“ oder „Warbeast“ herrlich old-schoolig abschädeln, während zu Midtempo-Geschützen wie „Nocturnal Predator“ (ganz besonders der SLAYER-Fraktion ans Herz zu legen) oder „Reapers Call“ ekstatisch die Fäuste in den Himmel gereckt werden. Am meisten Spaß macht „Elegy For The Weak“ jedoch, wenn man beides gleichzeitig zelebrieren kann (z.B. bei „Slaughtering The Pigs“ oder „Feel The Blade“). Fazit: Feinster Black/Thrash-Hammer mit dominanter Thrash-Kante, an dem lediglich Leute etwas zum Rummosern finden werden, bei denen jede CD pseudointellektuell fortschrittlich und geheuchelt innovativ sein muss.
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