Obscure Sphinx - Void Mother

Review

Es ist gar nicht mal so lange her, dass mir OBSCURE SPHINX begegnet sind. Damals, im Vorfeld des New Blood Awards, den die Band schlussendlich hochverdient gewann, verzauberten mich die beiden bereitgestellten Songs bereits mehr als alles, was ich 2012 zu hören bekam. Am Ende kamen mit den beiden Auftritten auf dem Summer Breeze (eben im Zuge des NBA) noch zwei unvergessliche Liveerlebnisse hinzu sowie ein Rauschmittel namens „Anaesthethic Inhalation Ritual“, das mich bis heute gnadenlos in seinem Griff hält und mit „Void Mother“ nun einen würdigen Nebenbuhler um den Stammplatz in der Anlage erhält.

„Void Mother“ nämlich ist, und das ist eben keine Überraschung, ein absolut würdiges Zweitwerk. Großartige Stiländerungen haben die Polen allerdings nicht vorgenommen, sondern lieber am bereits eigenständigen Klangbild gefeilt. Das ist insofern wahrnehmbar, als dass OBSCURE SPHINX noch mehr versteckte Details eingebaut haben, die das ohnehin schon opulent ausgestattete Material mit noch mehr Tiefen versehen, die erstmal entdeckt werden müssen. Allein dieser Umstand hat mich einige Durchläufe gekostet, um wirklich Gefallen an „Void Mother“ zu finden, was bei gut 67 Minuten eine langwierige Unternehmung ist – die sich aber lohnt! Hat sich das Debütalbum bei aller Fülle von Emotionen noch recht schnell erfassen lassen, ist „Void Mother“ ein Marathon, der vom angriffslustigen und noch einigermaßen leicht verdaulichen „Lunar Caustic“ in ein immer dichteres Geflecht aus verschlungenen Pfaden führt und ordentliche Kanten zum Stoßen bietet. Etwas aber thront über dem musikalischem Fundament, ebenso vielfältig, aber unnachgiebig überzeugend: Frontfrau Wieblena, die wieder singt, jammert, schreit und brüllt und in jeder Silbe so viele Gefühle offenbart, dass es mich mitunter niederdrückt. Darunter aber passiert ebenfalls eine ganze Menge.

Eine wahre Flut an verschiedenen Melodien, Riffs, Rythmen und Stimmungen ergießt sich innerhalb der mehr als guten Stunde. „Void Mother“ ist trotz der offengelegten Abwechslung aber vor allem hypnotisch. Es fesselt ungemein, einfach nur zu lauschen, wie die Polen ihre Songs ausreifen und ein außerordentlich gutes Timing bei den Spannungsbögen an den Tag legen. Neben den sich ausdauernd in die Länge ziehenden Abschnitten und den donnernden Eruptionen finden sich auch kostbare Ruhepole, die wie in „Nasciturus“ unheimlich zerbrechlich wirken. Beinahe durchgehend ist die Symbiose aus musikalischem Fundament, oder einzelnen Leads und Wieblenas Stimme, die OBSCURE SPHINX noch außergewöhnlicher macht. Bestes Beispiel ist der Albumabschluss „The Presence Of Goddess“, der eindeutig zu den größten Songs des Jahres gehört! Über fünfzehn Minuten gibt es noch einmal leidenschaftliche Dramatik, die sich ganz ohne große Härte zu einem Soundtrack zu „Void Mother“ entwickelt und das Album in all seiner Spannung und all den tiefschürfenden Gefühlen erfasst. Ganz ohne Geschrei oder Endzeitszenarien entpuppt sich „The Presence Of Goddess“ am Ende aber als schwerster Brocken, der mir schier die Sprache verschlägt.

Am Ende ist „Void Mother“ nämlich genau das, ein sprachlos machendes Album. OBSCURE SPHINX sind so facettenreich, dass es unmöglich ist, sie bis ins kleinste Detail in Worte zu kleiden, geschweige denn die bedeutendsten unter den Mosaiksteinchen heraus zu kramen. Klar ist aber, dass „Void Mother“ aus vielen kleinen Teilchen besteht, das nur als Ganzes Sinn ergibt. Und auch wenn ich auf zwei der drei Instrumentals („Velorio“ frisst sich dank der verzweifelten Laute kompromisslos ins Herz) eigentlich hätte verzichten können, würde ich sie im Gesamtbild nicht missen wollen. OBSCURE SPHINX liefern quasi zum Jahresabschluss noch das Jahreshighlight ab und lassen dabei eine erlesene Gesellschaft hinter sich, die Polen sind wirklich groß!

18.12.2013

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2 Kommentare zu Obscure Sphinx - Void Mother

  1. Thomas sagt:

    Hammer Album, die Atmosphäre zieht einen sofort in den Bann

    10/10
  2. Winfried sagt:

    Super Album, vermittelt eine gewisse düstere Stimmung. The Presence Of Goddess ist der Hammer. Gebe starke 9 Punkte, für 10 müssten die anderen Tracks noch etwas eingängiger sein ;.)

    9/10