Obscure Burial - Obscure Burial

Review

In den Zeiten der LP gab es ja oft so ein ungeschriebenes Gesetz, dass man die besten Songs gefälligst auf die A-Seite zu packen hat. Dann könne die B-Seite ruhig etwas abfallen, schließlich zähle vor allem der erste Eindruck. OBSCURE BURIAL hingegen pfeifen bei ihrem selbst betitelten Debüt auf diese Regel und gehen eher andersherum vor.

Dabei stinken die ersten vier Songs jedoch keinesfalls ab, so viel muss man schon mal vorweg schicken. OBSCURE BURIAL haben sich dem alten dreckigen Death Metal verschrieben, hier müffelt es wirklich an allen Ecken und Enden. Die Finnen starten mit „Lucilia Silvarum“ recht vielversprechend und haben auch nostalgisch korrekt ordentlich Hall auf die räudige Stimme gepackt. Uralte MORGOTH oder vor allem MORBID ANGEL dürften für „Obscure Burial“ durchaus Pate gestanden haben, man ist also wirklich um Very Old School bemüht und löffelt genüsslich aus der todesmetallischen Ursuppe. Dazu gehören natürlich auch das immer wieder verschleppte Tempo („Darkness Spawns“) oder aber die insgesamt oft etwas wirren und schrägen Arrangements. Wer seinen Death Metal also lieber etwas strukturierter oder gar melodischer mag, ist hier ganz sicher an der falschen Adresse. Die Mucke ruft nämlich gelegentlich auch Erinnerungen an AUTOPSY hervor, auch wenn diese Jungs aus Turku dann doch nicht ganz so dreckig unterwegs sind wie die Ami-Legende. Alles ganz gut, alles grundsolide, und dennoch fragt man sich in der Halbzeitpause: Wurde in diesem musikalischen Bereich nicht schon vor rund 25 Jahren alles gesagt?

OBSCURE BURIAL löffeln genüsslich die todesmetallische Ursuppe

Doch OBSCURE BURIAL beantworten diese durchaus berechtigte Frage dann umgehend nach Wiederanpfiff mit „Transcending Deity“. Denn ab hier legt man spürbar noch eine Schippe drauf und steigert das Niveau merklich. Dennoch bleibt die Geschichte so richtig fein ungestüm und Schreihals L.K. krakeelt sich die schmutzige Seele aus dem Leib. Aber die Band entwickelt mehr und mehr eine eigene Identität. Das zeigt sich auch deutlich beim folgenden regelrecht beschwörenden „Necrophagous Ritual“. Und auch die beiden Rausschmeißer „Dweller in The Abyss“ und „Dawn Of Eschaton“, beide wieder deutlich an MORBID ANGEL zu glorreichen „Abominations Of Desolation“-Zeiten angelehnt, beweisen, mit diesen Jungs ist definitiv zu rechnen. Und hier zeigen OBSCURE BURIAL auch ein weiteres cooles Stilmittel: Die Mucke droht manchmal regelrecht im Chaos zu versinken, fängt sich dann jedoch immer in letzter Sekunde.

Klarer Fall, OBSCURE BURIAL dürfen sich wirklich Old School nennen und dürften auf Festivals wie z.B. dem Party.San für so manches seliges Grinsen sorgen. Die Mucke wird im Laufe der Scheibe immer origineller, das konnte man anfangs so nicht unbedingt vermuten. Man weiß gegen Ende einfach viel besser, die eigenen Ideen in gute Songs zu gießen, dagegen war anfangs noch so einiges Stückwerk. Der Schmutz trieft dabei permanent aus jeder dreckigen Pore!

06.12.2017

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