Obscura - A Celebration I: Live In North America

Review

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Es müsste eigentlich ein Fest für alle Frickel-Fetischist:innen werden. Immerhin steht nach 21 Jahren Bandgeschichte, unzähligen erfolgreichen Touren und sechs wegweisenden Alben bei den deutschen Prog-Deathern OBSCURA die erste Live-Scheibe an. Wer die Band schon ein Mal live gesehen hat, weiß, dass es zwar eigentlich unerlässlich ist, den Musikern dabei auch auf die Hände schauen zu können, weiß aber auch, dass man die dargebotene Präzision und Kunstfertigkeit kognitiv kaum verarbeiten kann. Was bieten OBSCURA also auf ihrem ersten Live-Dokument?

OBSCURA: Erstes Live-Album ist zwiespältige Angelegenheit

Die Idee ist eigentlich schön: Um nicht eine einzige Show hervorzuheben und den anderen nicht gerecht werden zu können, ist jeder Song von einem anderen Konzert. Die Publikums- und Hallengeräusche zwischen den Songs wurden allerdings nicht zusammengeschnitten, sodass jeder Song aufs Neue ein- und ausfadet. Wir wissen alle, dass seit Dekaden ordentlich an Live-Alben rumgemogelt und nachgebessert wird, aber ein richtiges Konzertfeeling kann so irgendwie nicht aufkommen.

Abgesehen davon kann man über den Sound gelinde gesagt geschockt sein. Studioalben von OBSCURA sind in der Regel ein wahres Vergnügen aber irgendwie haben Sänger und Gitarrist Steffen Kummerer und Producer Fredrik Nordström beim Mischen von “A Celebration I” auf ihren Ohren gesessen. Die Drums sind viel zu präsent, weshalb sie sowohl Rhythmus- als auch Leadgitarren – sozusagen Salz UND Pfeffer in der OBSCURA-Suppe – vollkommen unterbuttern. Gesang und Bass, der übrigens nicht von Jeroen Thesseling, sondern von Stand-in-Musiker Max Weber gespielt wurde, sind zwar angemessen transparent. Aber was soll ein Christian Münzner bitte auf einem Album, auf dem man nicht hören kann, dass er seine Lehrbuch-Soli auch live vollkommen fehlerfrei zocken kann?

Für OBSCURA-Verhältnisse ganz schön obskur

Die Songauswahl ist in Ordnung und bietet zwischen komplexem (“Septuagint”, “Emergent Evolution”), eher eingängigem (“The Anticosmic Overload”, “Akroásis”) und langsamem Material (“Ode To The Sun”, “Ocean Gateways”) eine gute Mischung. Es fällt allerdings deutlich auf, dass jeder Song mindestens einen anteiligen Credit von Steffen Kummerer hat, was nicht unbedingt dem reellen Anteil auf den meisten Alben entspricht. Songs, die von früheren Mitstreitern wie Hannes Grossmann oder Rafael Trujillo ohne Kummerers Beteiligung geschrieben wurden, sind radikal ausgeklammert, obwohl etwa “Centric Flow” früher mal ein Standard war, auf den sich das gesamte Publikum freute. Hier hat wohl jemand keinen Bock, Tantiemen zu teilen.

Für Fans der Band ist “A Celebration I – Live In North America” natürlich keine uninteressante Angelegenheit. Neulinge und Interessierte finden hier allerdings keine repräsentative Einführung in das Werk von OBSCURA und sollten sich eher mit Alben wie “Cosmogenesis”, “Omnivium” oder “Akroásis” befassen, die im letzten Jahrzehnt nichts von ihrem ursprünglichen Glanz verloren haben.

20.10.2023

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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