Obnoxious Youth - Burning Savage

Review

Mit „Burning Savage“ lassen OBNOXIOUS YOUTH nach vier Jahren Funkstille ihr drittes Album von der Leine. Darauf zelebriert das schwedisch-finnische Chaos-Kommando eine hochvolatile Mixtur auf der Basis von ruppigem Speed- und Thrash Metal, die mit allerlei zusätzlichen Stilelementen aus dem weiteren Kosmos harter Musik angereichert wurde.

OBNOXIOUS YOUTH drehen frei

Als Steckenpferd von OBNOXIOUS YOUTH entpuppt sich im Laufe dieses wilden Ritts das Antäuschen traditioneller Rock- oder Heavy-Metal-Stücke, nur um kurz darauf sämtliche Hemmungen fallen zu lassen und komplett freizudrehen. Der Opener „Imminent Evil“ etwa beginnt noch als relativ geordnete Speed-Metal-Nummer, bevor OBNOXIOUS YOUTH mit hyperaktiven Riffs, Grind-, Crust- und Punk-Versatzstücken, irrwitzigen Soli sowie Affe Pirans regelrecht herausgekotzten Vocals zum chaotischen Rundumschlag ausholen. Die Marschrichtung für die kommende halbe Stunde ist damit vorgegeben.

So täuscht der Titeltrack beispielsweise einen gemütlichen 70s-Hard-Rock-Stampfer an, nur um einem dann wieder wie eine Splittergranate um die Ohren zu fliegen und schließlich mit lässigem Groove so zu tun, als wäre nichts gewesen. Songs wie „Phantasma“ oder „Tornado Of Blades“ funktionieren nach einem ganz ähnlichen Prinzip und man kann sich angesichts der hier angeteasten Ausflüge in den klassische Hard Rock durchaus vorstellen, dass sich die Chaotentruppe in einer anderen Realität auch gut als reine Retro-Combo machen würde.

Hoch anrechnen muss man OBNOXIOUS YOUTH, dass sie diesen Stiefel nicht auf voller Albumlänge durchziehen, denn den Überraschungseffekt hat man recht schnell durchschaut und ein Witz wird ja auch nicht dadurch lustiger, dass man ihn immer wieder erzählt. Entsprechend scheren sich das knapp anderthalbminütige Highspeed-Gemetzel „Lethal Revenge“ oder das unwesentlich längere „Bitchkrieg“ gar nicht erst um derartige Finten.

Das mit über fünf Minuten Spielzeit herausstechende „Torrents Of Black Blood“ wiederum entpuppt sich tatsächlich als astreine Doom-Nummer mit schweren SABBATH-Gedenk-Riffs und einer schaurigen Orgel-Einlage, die für 70s-Horror-Vibes sorgt. Intensiviert werden diese noch beim größtenteils instrumentalen Schlusstrack „Omega Therion“ mit einem schwummerigen Synthesizer-Intro à la John Carpenter, Ausflügen in den Psychedelic Rock und einer aufbrausenden Spoken-Word-Passage.

Auf diesen wilden Ritt muss man Bock haben

Gut durchgeprügelt und etwas verdutzt lassen einen OBNOXIOUS YOUTH schließlich zurück. „Burning Savage“ klingt bisweilen so, als hätten sich Mitglieder von CONCRETE WINDS, HÄLLAS und EXCITER mit einem üppigen Vorrat lustiger Pilze, einem Kilo Koks und allem was der Schnapsschrank hergibt im Studio eingeschlossen und einfach mal laufen lassen.

Unterhaltsam, vielseitig und kompetent gezockt ist „Burning Savage“ in jedem Fall, für den Dauergebrauch aber auch ein wenig anstrengend und besonders der Gesang hat das Potential, die Nerven blank zu legen. Will heißen, man muss Bock auf Eskalation haben und sich auf diesen wilden Ritt einlassen. Ihrem Bandnamen und Albumtitel machen die Herren jedenfalls alle Ehre.

11.10.2024

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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