Obey The Brave - Mad Season

Review

OBEY THE BRAVE aus dem Umfeld von DESPISED ICON und BLIND WITNESS sind bei metal.de bisher immer eher mittelmäßig weggekommen. Das gilt sowohl für „Young Blood“ von 2012 als auch für „Salvation“ von 2014, wobei sich die Kritikpunkte bei beiden Alben überschnitten: zu generisch, zu 08/15, zu Malen-nach-Zahlen-Metalcore. Diese Vorwürfe müssen sich OBEY THE BRAVE auch 2017 gefallen lassen, denn auch für „Mad Season“, das neue und dritte Album der Band, gilt: Das Metalcore-Rad erfinden sie damit nicht neu.

OBEY THE BRAVE haben seit „Salvation“ dazugelernt

Aber das muss ja auch nicht immer, und es lässt sich definitiv konstatieren, dass OBEY THE BRAVE seit „Salvation“ dazugelernt haben. Auf „Mad Season“ bleiben sich die Kanadier dabei treu und basteln die bekannten Metalcore-Versatzstücke munter bunt zusammen, wie sie es seit Bandgründung tun. Aber, und nun kommt das große, wichtige Aber: OBEY THE BRAVE machen das schlicht besser, spaßiger, unterhaltsamer als noch 2014.

So schwingen sich OBEY THE BRAVE munter zwischen einigermaßen brachialen Parts und klebrigen, eingängigen Melodik-Passagen hin und her, überraschen mal mit fast in Gänze in Klargesang vorgetragenen Songs („97 Again“), dann mit richtig wuchtigem, an PARKWAY DRIVE angelehnten Boller-Metalcore (zum Beispiel im Opener „On Thin Ice“). Diese Mischung aus poppigen Ohrenklebern und wuchtigen Dicke-Eier-Parts kriegen OBEY THE BRAVE auf „Mad Season“ dabei fast so gut hin, wie THE GHOST INSIDE auf ihrer bisher letzten Platte „Dear Youth“ – holla, das fetzt.

Trotzdem ist „Mad Season“ kein Überalbum

Zumindest weitestgehend, denn es lässt sich eben nicht leugnen, dass THE GHOST INSIDE auf ihrem großen 2014er-Album noch ein bisschen innovativer und weniger auf den großen, kommerziellen Wurf ausgerichtet waren. So beinhaltet vor allem die zweite Albumhälfte auch ein bisschen Pop-Blödsinn, den wahrscheinlich die wenigsten Metalcore-Fans gebraucht hätten (weite Teile von „The Distance“ zum Beispiel). Dafür gibts gegen Ende noch den in Kooperation mit der frankokanadischen Rapgruppe LOUD LARY AJUST entstandenen Track „RIP“ – ich höre die Trvester „Ausverkauf“ schreien, aber der Track kommt a) überraschend um die Ecke, und ist b) unterhaltsam anzuhören.

Die Vergleichsbands spielen immer noch eine Liga höher

OBEY THE BRAVE bilden also auch im Jahre 2017 nicht die Speerspitze der Innovation im Metalcore, auch „Mad Season“ ist weitestgehend ein Zusammenschneiden bekannter Genre-Trademarks. Aber OBEY THE BRAVE machen das, was sie machen wollen, diesmal besser, runder und schlicht unterhaltsamer. Die genannten Vergleichsbands PARKWAY DRIVE und THE GHOST INSIDE spielen qualitativ zwar immer noch in einer höheren Liga, aber mit „Mad Season“ qualifizieren sich OBEY THE BRAVE endlich für die Relegation um den Aufstieg.

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08.06.2017

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