Obelyskkh - Hymn To Pan

Review

OBELYSKKH fahren auf ihrem neuen Album ’nen richtigen Film. Und zwar kein französisches Autorenkino, sondern eher den lauten Breitwand-Brecher – allerdings mit Stil.

Gleich bei der einleitenden und titelgebenden “Hymn to Pan“ geht das Kopfkino an und ich mutiere spontan zu einer Mischung aus Aleister Crowley und Doktor Faust und huldige ekstatisch dem Gott der Wiesen und Wälder. Denn einleitendes Vogelgezwitscher und der Klang eines Horns setzen mich in der Natur aus, wo mich dann ultrafette Riffs, beschwörender Gesang und fesselnde Melodien ums Feuer treiben. Wieder und wieder, ohne dass es langweilig wird.

Ähnlich geht es mir beim folgenden “The Ravens“, dessen Rudel an Monsterriffs zwischendurch geschickt ausgebremst und insgesamt von beeindruckenden Melodien umgarnt wird. Am Ende greift sogar ein Piano das Leitthema wieder auf und beschließt den Song harmonisch.

Ich höre weiter und bin  ziemlich geplättet. Die Band schaltet keinen Gang runter und meine rechte Gehirnhälfte verselbständigt sich endgültig: Als PS-Monster wären OBELYSKKH nicht von allzu vielen schlagbar. Der Motor läuft auf einem Gebräu aus Adrenalin und Verbotenem aus dem Kräutergarten und die Reifen bestehen nicht nur aus einem ganz dicken Gemisch aus Sludge, Stoner und einer Prise Doom und Noise, sondern besitzen auch noch ein messerscharfes Melodieprofil. Und nicht nur aus dem Auspuff schießen die Flammen.

Abschließend aber drehen OBELYSKKH dann richtig durch: “The Will To Nothingness“ ist eine fast halbstündige Orgie aus fetten Riffs, psychedelischen (hab‘ ich das Scheißwort doch noch benutzt) Abfahrten zwischen Joint und Krach sowie eingestreuten Sprachsamples. Erst ganz am Ende bemüht sich erneut ein einsames Piano um unsere Ohren und unser Seelenheil.

Mit anderen Worten: OBELYSKKH perfektionieren insgesamt ihr Songwriting, bewegen sich zwar weiter zwischen den genannten Koordinaten, werden aber noch packender, direkter und gleichzeitig differenzierter. Während andere Bands des Genres oftmals daran scheitern, über die schiere Gewalt des Riffs hinaus zu fesseln, gelingt dies den Süddeutschen trotz einer Songlänge von sieben Minuten aufwärts meist problemlos. OBELYSKKH setzen ihre voluminös in Szene gesetzten Gitarrenattacken nämlich durchaus repetitiv ein, variieren sie jedoch stets zum richtigen Zeitpunkt, ebenso wie das Tempo. Hinzu kommen packende Melodien, zwischen beschwörendem Gesang und (gemäßigtem) Geschrei geschickt pendelnde Vocals sowie hinterlistige Samples und kleine psychedelische (schon wieder…) Ausflüge.

Ziemlich großes, ziemlich intensives Kino.

P.S.:
Zu Beginn von “Horse“ kräht jemand zusehends verrückter: “Warriors, come out to  pla-ay!“. Anfangs war ich mir sicher, dass das uralte, abgrundtief böse Kräuterweib in irgendeinem Fantasywald mit seinen Hexenkugeln klimpert, während es mit brüchiger Stimme die Krieger des Guten herauszulocken versucht. Tatsächlich aber handelt es sich um den auch nicht ganz hasenreinen Oberbösewicht aus einem 70er-Jahre-Streifen, der Bierflaschen aneinanderschlägt und die Gegenseite, die guten “Warriors“, provoziert. Das Ganze spielt im von Gangs dominierten und vor die Hunde gegangenen New York der Zukunft.

Puh, weitere Bilder…

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10.08.2013

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