O.R.k. - Inflamed Rides

Review

Verehrte Damen und Herren, hätten Sie gerne ein Album, das vordergründig unverfänglich Ihren Nachmittagskaffee beschallt, um Sie dann doch in ganz ungeahnte Tiefen mitzureißen und ein paar Mal um die eigene Achse zu wirbeln? Dann hören Sie bitte jetzt „Inflamed Rides“ von O.R.K. an. Das Prog-Quartett um Sänger „Lef“ Lorenzo Esposito Fornasari (BERSERK!, OBAKE) legt ein Album vor, das zunächst anmutet, als wolle es unbekümmert an uns vorbei plätschern. Doch innerhalb weniger Takte entfaltet „Inflamed Rides“ einen Klangteppich, der so recht in keine Schublade passen will – oder muss – und trotz/wegen Stilmix und Moodswing-Attacken fast beiläufig so richtig ins Herz trifft.

Wer dabei die Wurzeln von Musikern wie Colin Edwin (Bass, u.a. PORCUPINE TREE) oder Pat Mastelotto (Schlagzeug, KING CRIMSON u.a.) hören will, wird sie finden und Fans der Stammbands des Lineups sind mit O.R.K.s erstem Longplayer sicher gut beraten. Das wirklich Tolle an „Inflamed Rides“ ist jedoch, dass O.R.K. trotz offensichtlicher Genre-Anleihen bei den Großen und Klassischen, einen wirklich eigenen Sound eingespielt haben, der komplex und interessant, aber vor Allem auch eingängig ist. Der Opener „Jellyfish“ legt in etwa los, wie die Titelmusik der „Sopranos“ und klingt auf unbestimmte Art italienisch (immerhin ist Italien die Heimat der halben Band – neben Lef, MARTA SUI TUBI-Gitarrist Carmelo Pipitone), bevor mit wendigen Riffs buchständlich andere Saiten aufgezogen werden und der Track fast psychedelisch weiterproggt. „Pyre“, zu dem ein ansehnliches Video erschienen ist, schraubt zwei Titel weiter das Tempo herunter und erinnert deutlich an PORCUPINE TREE oder spätere PINK FLOYD. Einen angenehmen Knick in die Akustik reißt im Anschluss das eher düstere „Funfair“, das irgendwie anders als der Rest und ganz genau hier ganz genau richtig klingt – mein Anspieltipp! Überhaupt liegt die große Stärke von „Inflamed Rides“ darin, dass die Band weiß, wann es Zeit für einen Wendepunkt ist. Ein guter Teil der Tracks swingt jazzig-psychedelisch davon („Dream Of Black Dust“, „Funny Games“) und fängt sich in schrägen bis harten Riffs, während an anderer Stelle zum Tanzen („No Need“) oder Bangen („Breakdown“) geladen wird – immer genau lange genug, um zu packen und kurz genug, um nicht zu langweilen.

Zum Abschluss gibt es mit „Manipulation“ den Sieger eines Remix-Contests, den UNUNGORDIUM für sich entscheiden konnte. Da möchte frau gleich nochmal von vorne anfangen! Wer halbstündige Frickelexzesse sucht, wird hier enttäuscht. Wer gerne ein zugängliches Album hören möchte, das sich nicht breitbeinig in den Raum stellt, aber gleichzeitig weiß, wie das Gegenteil von „belanglos“ zu klingen hat, wird „Inflamed Rides“ mögen. Genug geschrieben – anhören bitte!

19.01.2016
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