Nyseius - Militiae

Review

Es gab mal Zeiten, in denen ich der ATMF ein ziemlich gutes Händchen für interessante Projekte attestiert hätte – abgesehen von den an einen Totalausfall grenzenden SVARTI LOGHIN kam von den Italienern immer mindestens gehobenes Mittelmaß, eher sogar qualitativ Hochwertiges. Wieso ich in der Vergangenheit schreibe? Die Franzosen von NYSEIUS sind – bei weitem! – nicht gehobenes Mittelmaß, hier hatte das Händchen der ATMF wohl einen Aussetzer.

NYSEIUS‘ Debut-Album „Militiae“ besteht aus vier Songs, die durch Intro und Outro eingerahmt werden. Letztere sind vor allem eins – belanglos. So stelle ich mir den Rahmen einer Black Metal-Platte jedenfalls nicht vor, von Atmosphäre kann ich beim besten Willen nichts finden.

Die vier recht langen Songs können meine Aufmerksamkeit schon eher erregen, wenn auch nur selten in positivem Sinn. Was mir sofort auffällt, ist der unsägliche Stromtrommler. Die Metal Archives behaupten zwar, dass bei NYSEIUS ein Mensch am Schlagzeug sitzt, das glaube ich aber keine Sekunde – und selbst wenn das der Fall sein sollte, hat sich jemand extrem viel Mühe gegeben, jedwede Dynamik zu Tode zu triggern. Wirklich grausam.

Da gefallen mir Gitarren- und Stimmarbeit schon deutlich besser (was angesichts des zuvor geäußerten „wirklich grausam“ noch kein gutes Zeichen ist) – zumindest technisch sind NYSEIUS hier versiert und liefern anständige Black Metal-Riffs und das dazugehörige Gekreische ab. Von den Texten, die wohl den Songtiteln entsprechend gut zur Hälfte in französischer Sprache gehalten sind, kann ich nicht ein Wort verstehen – das wiederum zum Booklet passt, in dem die Schrift absolut unleserlich ist. Wenigstens sind sie konsequent.

Was mich an „Militiae“ aber am meisten stört, ist, dass die Songs trotz des technisch wirklich guten Gitarrenspiels so erschreckend nichtssagend sind. Das habe ich alles schon sooooo… (ich weiß gar nicht, wie viele Os hier angemessen wären) oft gehört – ein bisschen schwedischer Einschlag, ein bisschen melodisches Zeug im Stile von DIMMU BORGIR ohne Keyboards, gähn. Da können auch die spärlich und ausnahmsweise NICHT klischeehaft eingesetzten Synthesizer nicht mehr viel retten.

„Militiae“ dümpelt insgesamt also irgendwo im unteren Mittelfeld des Standard-Black Metals herum; von den einst visionären Zügen der ATMF ist hier nicht die Spur zu sehen oder zu hören. Und derjenige, der auf die Idee gekommen ist, NYSEIUS ernsthaft mit DEATHSPELL OMEGA vergleichen zu wollen, sollte vielleicht ein bisschen Nachhilfe-Unterricht in Sachen Black Metal nehmen.

14.04.2010
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