Nyrst - Orsök

Review

Obwohl ganz Island gerade mal so viele Einwohner wie Bochum oder Wuppertal hat, ist die kleine Insel ein Quell an hochklassigen Black-Metal-Bands. Vielleicht liegt es an der kargen Landschaft oder dem widerspenstigen Klima. Auch der neueste Export aus dem Land der Geysire und Vulkane, NYRST, hebt ganz auf die anscheinend inspirierende Atmosphäre der heimischen Landschaften ab.

Nach einem Demo aus dem Jahr 2016 legte der Fünfer vor knapp zwei Monaten mit ”Orsök” die erste Single samt fulminantem Video vor. Der elegische Song mutet weniger ungestüm als bei den Landsmännern von MISÞYRMING an und erinnert am ehesten an die Kollegen von AUÐN. Aufs Ganze betrachtet, haben alle Stücke auf dem gleichnamigen Debüt ”Orsök” diesen unvergleichlichen Island-Sound, der die typischen skandinavischen Ingredienzien immer noch eine Ecke kälter serviert als die Nachbarn.

NYRST schweben durch die klirrende Kälte ihrer Heimat

Interessant ist dabei, dass alle Island-Schwarzheimer textlich immer auf ihre Muttersprache setzen. Vielleicht gibt es darin mehr Ausdrucksmöglichkeiten, die klirrende Kälte der Heimat einzufangen und rauszuspeien. Eines der Trademarks, die sofort auffallen, ist der Variantenreichtum von Sänger Snæbjörn. Sein Keifen, Kreischen, Grummeln und sein flehender Gesang versehen ”Orsök” mit der passenden Abwechslung und sorgen für besagte klirrende Atmosphäre.

Ein Blick auf das Cover verrät, dass der Sound von NYRST noch eine weitere Dimension zu bieten hat. Dort münden die Eisberge in ein rot schimmerndes Meer. Und so tauchen auch die Gitarren die Szenerie in einzelnen Songs wie ”Nástirni” immer wieder in ein wärmeres, harmonischeres Licht. Das wirkt aber immer stimmig. Letzterer Befund gilt auch für die Rhythmusfraktion, die kurze Zeit später ”Hvísl hinna holdlausu” und ”Turnar í fjarska” ein etwas vertrackter und ein bisschen mehr nach SVARTIDAUÐI klingen lässt.

”Orsök” zeigt die breiten Facetten des Island-Sound

Das Namedropping dient dabei nur als Vergleich und nicht als Plagiatsvorwurf. NYRST schaffen es schon, einen eigenständigen Sound aus den Island-Trademarks zu mixen. Dass sie an der ein oder anderen Stelle nicht ganz so harsch wie die meisten Kollegen klingen, zeigt eher, dass die spezielle nordische Klangwelt weiteres Entwicklungspotenzial zulässt.

Summa summarum ist ”Orsök” ein starkes Debüt, das den geneigten Fans der Referenzbands ans Herz gelegt werden kann. Einigen könnten die fünf Songs (mit ”Athöfn” kommt noch ein kurzes Zwischenspiel dazu) etwas zu gleichförmig sein. Für mich machen das die innere Dynamik und die angesprochenen Besonderheiten aber wett.

18.04.2020
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