Es ist kaum zu glauben, aber NYKTOPHOBIA wurden zu keinem ihrer drei bisher erschienen Album mit einer Review auf metal.de bedacht. An der Qualität des bisherigen Outputs lag das ganz sicher nicht, liefert der Fünfer aus NRW seit seinem Bestehen epischsten Melodic Death Metal mit Fantasy-Themen und erfreut sich auch live durchaus größerer Beliebtheit. Mit dem vierten, erneut in Eigenregie erscheinenden Langeisen „To The Stars“ holen wir also jetzt endlich das längst fällige nach und prüfen, ob die Band das hohe Niveau der 2021 erschienen Split mit NIGHT IN GALES halten kann.
NYKTOPHOBIA – Fortführung des hohen Niveaus?
Die beiden dort enthaltenen Songs „Winter Assault“ und „Flight Of The Phoenix“ erwiesen sich nicht zuletzt auf dem Party.San 2022 als echte Live-Kracher, die Erwartungen sind also entsprechend hoch. Außerdem sollte Schreihals Tomasz Wisniewski nach der Auflösung seiner Haupt-Band DAWN OF DISEASE nun deutlich mehr Zeit für NYKTOPHOBIA haben, auch wenn Gitarrist Michael Tybussek als alleiniger Songwriter Kopf der Band ist.
Gewisse Parallelen zu DAWN OF DISEASE sind natürlich auch direkt im eröffnenden Titelsong nicht von der Hand zu weisen. Hohe Geschwindigkeit, das gleiche hochenergetische Gekeife und nicht zuletzt die epischen Melodien erinnern speziell an deren letzten Longplayer „Procession Of Ghosts“. Dennoch: NYKTOPHOBIA sind noch einen Tick melodischer und im Gegensatz zur morbiden Thematik der Osnabrücker geht es auf „To The Stars“ eben betont fantastisch zur Sache, prominent unterstützt durch die teilweise weit im Vordergrund stehenden Keyboards.
Hier besteht dann auch der größte Unterschied zur bereits erwähnten Split, auf der die Gitarren praktisch allein die Hauptrolle mit teilweise großartigen Twin-Leads spielten, während nun die Synthetik einige der Hauptmelodien übernimmt, was sicher auch dem spacigen Thema geschuldet ist, das auch das wunderschöne Artwork eindrucksvoll wiedergibt. Gleichzeitig sind die Keyboards aber auch einer der größten Kritikpunkte. Natürlich Geschmackssache, aber ganz ehrlich: Die Untermalung von „Voyager 1“ beginnt schnell zu nerven und entwickelt sich irgendwann zum echten Stimmungskiller.
Klar gestellt werden muss aber auch: Das ist Meckern auf hohem Niveau, denn über weite Strecken der Platte passen Instrumentierung, Mix und die druckvolle Produktion absolut und vertonen die im Booklet abgebildeten fernen Welten stimmungsvoll, wenn auch ein Überhit wie „Flight Of The Phoenix“ fehlt.
Tut sich manchmal etwas schwer – „To The Stars“
Das Space-Thema wird immer wieder gerne von Bands aufgegriffen, kann aber gerade aufgrund der dabei fast immer zum Einsatz kommenden Synthesizer Fluch oder Segen sein. NYKTOPHOBIA tun sich damit auf „To The Stars“ ebenfalls manchmal schwer, liegen mindestens in einem Fall auch daneben, was aber durch die vielen anderen starken Songs ausgeglichen wird.
Ob das nun wirklich, wie auf der Bandcamp-Seite angegeben „Old School Melodic Death“ ist, mag dahingestellt sein, wer aber aber auf epischen MeloDeath steht, wie ihn aktuell u.a. auch IOTUNN spielen, vielleicht noch etwas näher am ursprünglichen Schweden-Sound, sollte „To The Stars“ unbedingt eine Chance geben.
Netter, nach einer blumigen Sommerwiese riechender „Extrem“-Metal. Es hört ja aber nicht jeder Musik, um ein Ventil für seinen Nihilismus und seine Misanthropie zu haben. Insofern taugt das schon, um am Wochenende mal seine grimmige Miene aufzusetzen, ehe Mama einen in’s Bett bringt. 🙂
Schöne verträumte Platte, erinnert mich bisweilen an Kalmah oder Amon Amarth in ihrer „WOoOS“ Prime und manchmal schimmert auch n Funken Gates Of Ishtar durch, dagegen deutlich weniger an Dawn Of Disease. Die Melodien übertreten zwar doch häufiger mal das erträgliche Cheese-Level, aber ich mag Käse. Schon überraschend, dass die kein Label hinter sich haben, wenn man bedenkt, was da in dem Sektor alles gesigned wird.
Ja das ist alles schon sehr cheesy aber die Qualität dahinter erkenne ich schon an. So richtig anpacken will mich aber auch der neueste Output nicht obwohl ich für diese Spielart durchaus ein offenes Ohr habe.