Nycticorax - Umbra Mortis

Review

Ich bin ja eigentlich schon seit Jahren auf der Suche nach der schlechtesten Band der Welt. Als ich vor Jahren das Demo der Mexikaner von XIBALBA gehört hatte, dachte ich schon, meine Suche hätte ein Ende. Mitnichten. NYCTICORAX aus Lettland wissen natürlich nicht, dass sie Teil dieses meines kleinen internen Wettbewerbs sind und haben ihr Album auch nicht aufgenommen, um daran teilnehmen zu können. Trotzdem sind sie mit ein paar Spezis aus unseren beiden Nachbarländern Österreich und Schweiz derzeit ganz vorne mit dabei.
Man muss schon einiges an Arsch in der Hose haben, um sich mit einem so uninspirierten, durchgenudelten Geholper, wie man es auf „Umbra Mortis“ hören kann, an die Öffentlichkeit zu trauen. Dabei ist der Sound (und der ist schon echt verdammt schlecht und klingt nach Hobbykeller) noch echt das Beste an der CD. Das Booklet ist nicht mal geklammert, die lettischen Texte kann ich nicht lesen und die albernen Strichzeichnungen mag ich mir nicht anschauen, am Ende kriege ich noch Augenkrebs.
Der Gitarrist leiert sich Riffs aus der Schulter, wie ich sie gerade mal von deutschtümelnden Pagan-Schülerbands gewöhnt bin, und das ohne jede spürbare Leidenschaft. Keine erkennbaren Melodien, keine Liebe zum Detail, kein Garnichts. Der Basser ist so fingerfertig wie ein gichtgeplagter 80-Jähriger, sämtliche Basslinien sind unsauber und orientieren sich darüber hinaus viel zu sehr an der Gitarre. Was den Gesang angeht: das ist eine Geschmackssache, die Stimmlage des Herren ist sehr hoch und krächzend, passt aber in gewisser Weise relativ gut zum Klang seiner Muttersprache, auch wenn die Fülle fehlt. Mein Ding ist’s trotzdem nicht.
Der Star der Band ist aber der Drummer, der von Klick, Feingefühl oder Tightness scheinbar noch nicht mal gerüchterweise gehört hat. Das geht wirklich gar nicht, besonders in den schnellen Parts, die arg billig nach Drumcomputer klingen, verhaut sich der Mann so bitter, dass ich immer beschämt zu Boden schauen muss, auch wenn gar niemand im Zimmer ist.
Mir fällt’s sehr schwer, die Musik auf diesem Album genauer zu beschreiben. Black Metal, klar, aber von der Sorte, die nicht ein einziges Ohrwurmriff zu bieten hat, keine erkennbare Struktur, nur Parts, die andere Bands sich nicht trauen würden zu spielen. Sogar die nette Idee, ein paar schöne Akustikteile einzubauen, geht voll daneben. Die Akustikgitarre ist nämlich eine cleane E-Gitarre und die Parts nicht mal ansatzweise schön. Musik ohne eine eigene Stimmung also, nur zum Zwecke des Spielens, scheinbar.
Ich kann einfach nicht nachvollziehen, wie man so wenig Geschmack haben kann. Was bezweckt so eine Band mit ihrer Veröffentlichung? Was soll das aussagen? Wer soll das mögen, geschweige denn kaufen? Und warum, zum Teufel, muss sowas dann auch noch eine ganze GOTTVERDAMMTE STUNDE DAUERN????

27.01.2006

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