Nucleus Torn - Neon Light Eternal

Review

Mit „Neon Light Eternal“ legen die Schweizer Avantgardisten NUCLEUS TORN ihr siebtes Album vor, welches gleichzeitig auch ihr Abschiedsalbum darstellt. Nach 18 Jahren ist Schluss. Bandkopf Fredy Schnyder will sich zudem eine mindestens zehnjährige Pause vom Songschreiben gönnen. Konzeptionell knüpft das Album an den Vorgänger „Street Lights Fail“ an.

Dabei ist die Musik von „Neon Light Eternal“ gewohnt unberechenbar. Anna Murphy (u. a. ELUVEITIE) leiht NUCLEUS TORN wieder einmal ihre Stimme und trägt ihren zerbrechlichen Gesang zur eigenartig unruhigen, hypnotischen Musik vor. Durch das schleppende Tempo, die ominösen Drones im Hintergrund und der größtenteils clean gehaltenen Instrumentierung entsteht so eine unbequeme, eindringliche Stimmung. Mal schwillt die Musik an, dann wieder ab, Instrumente tauchen auf, um kurze, klagende Melodien zu spielen, als wären sie Gespenster, die ihr eigenes Album heimsuchen.

Umso effektiver und überraschender sind dann die metallischen Ausbrüche, die sich auf „Neon Light Eternal“ immer wieder ereignen. Besonders heftig poltert „Nothing Between You And Death“ los, während Anna Murphy scheinbar verzweifelt versucht, gegen das Chaos anzusingen, das NUCLEUS TORN hier heraufbeschwören. Wenn dann gegen Ende des Tracks zu den verzerrten Gitarrenwänden ein Mellotron erklingt, dann darf es dem Hörer durchaus mal eiskalt den Rücken herunterlaufen.

NUCLEUS TORN schmeißen ihre Hörer in ein Wechselbad der Gefühle hinein. Die Palette reicht von Trauer und Reue über Zorn bis hin zu Zynismus, dennoch blitzen immer wieder seltsame Momente der Freude, Erleichterung und Glückseligkeit auf. Dabei schaffen sie es, selbst in Momenten, in denen absolute Ruhe herrscht, eine nervenzerreißende Spannung zu erzeugen, als ob die Musik von „Neon Light Eternal“ ihren letzten Atemzug genommen hätte, nur um dann wieder zurück zu kehren.

„Neon Light Eternal“ ist ein würdiges Abschiedswerk einer Band, die sich immer frei von Schubladen bewegt hat. Dabei ist es am besten, wenn man als Hörer weniger versucht, die Musik zu analysieren, auch wenn es in musiktheoretischer Hinsicht viel zu entdecken gibt. Viel eher sollte man das Album auf sich wirken lassen, einen emotionalen Zugang wählen. Die Songs sind zwar extrem sperrig – allein das eröffnende „A Declaration Of Mistrust“ nimmt schlappe 22 Minuten für sich in Anspruch -, dennoch sollte man die Zeit und Geduld investieren, da NUCLEUS TORN hier nochmal alle Register gezogen haben, um ein schönes und spannendes Album zu veröffentlichen, ehe Schnyder die Band endgültig zu Grabe trägt.

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15.12.2015

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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