Nucleus - Sentient

Review

Manchmal muss man einfach applaudieren, wenn man so richtig auf die Fresse bekommen hat – zum Beispiel für „Sentient“. Das Debütalbum der Chicagoer Death-Combo NUCLEUS erinnert an Schweden-Death aus den Neunzigern, an alte GORGUTS und gleichzeitig irgendwie an wesentlich verkopft-proggigere Einflüsse wie CYNIC. Vor allem haben NUCLEUS es eigentlich nicht verdient, direkt im ersten Absatz schnöde mit anderen Bands verglichen zu werden.

Aber die Verlockung ist groß, denn auf den ersten Lauscher servieren uns die vier Herren aus Illinois im besten Sinne einfach nur schönen, klassisch-schnörkellosen Death Metal. Aber so wie ein gutes Steak erst ein bisschen reifen muss, will auch „Sentient“ sich fast leise und genüsslich in den Gehörgang bohren (Opener „Sentience“), dort mit nicht-ganz-nullachtfuffzehn Riffs Temperatur annehmen („Dosadi“) und sich dann spätestens zur Single „Cube“ in einem Feuerwerk der musikalischen Unbarmherzigkeit entladen. Die ersten vier Tracks der Platte wirken beinahe verspielt, wenn NUCLEUS sich selbt immer wieder in unerwarteten, aber passenden Breaks und Tempowechseln demontieren. Ab der Hälfte nimmt „Sentient“ dann deutlich mehr Fahrt sowie Bass auf und prügelt stringent bis zum neunten Titel „Starflyer“ durch, der in gut sieben Minuten eloquent die Highlights von NUCELUS‘ Schaffen zusammen fasst: Ein bemerkenswertes Gespür für Timing und Spannungsaufbau, packend treibende Riffs die selten mehr als wenige Takte gleich bleiben, perfekt platzierte Wendungen und fast filigrane Überraschungen bis hin zur völligen Zerlegung in jazzigen Passagen und Bass-Soli.

Thematisch entfernen sich NUCLEUS von der üblichen Death-Kost und suchen ihre Inspiration in Science Fiction von Isaac Asimov, Arthur C. Clarke und Konsorten. Das merkt man der Stimmung auf „Sentient“ an. Insbesondere Titel wie „Swarm“ oder das doomige „Extirpate“ beschwören Bilder von Raumfahrtszenarien und Monstern unbekannter Spezies herauf. NUCLEUS liefern mit „Sentient“ ein absolut gelungenes Debüt, das vielleicht nicht wahnsinnig aus der Reihe tanzt, aber zahlreiche wohl platzierte Überraschungsmomente liefert, wegen denen es Fans von Old School Death und hartem Prog gleichermaßen empfohlen werden kann.

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19.04.2016

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1 Kommentar zu Nucleus - Sentient

  1. Giran sagt:

    Soviel Text und die Reviewerin vermag es nicht, den Haupt-Einfluss auf die Band zu erkennen – nämlich DEMILICH! Da fehlt es wohl an Grundbildung in Sachen Death Metal. Ansosten trifft das Review viele Aspekte der Musik aber ganz gut. Ein feines Album, auch wenn es nicht an die Giganten des Alien-Death Metal (etwa die genannten Demilich, Adramelech oder Deeds of Flesh) heranreicht. Dazu fehlt einfach ein bisschen das eigene.

    7/10