Was DISSIMULATOR da am Anfang des Jahres zusammengebraut haben, war schon ziemlich lecker. Der Mix aus Progressive Death mit zünftigem, straffem Thrash hat die Nackengegend schon mal amtlich massiert. Nun kommt mit NUCLEAR TOMB die nächste Band mit dieser Genre-Verschmelzung heran, die immerhin auch schon seit über einem Jahrzehnt besteht, nun aber nach einigen EPs erst ihre Debütplatte in voller Länge veröffentlicht. „Terror Labyrinthian“ heißt die Platte und geht auf dem Papier in eine ähnliche Richtung wie DISSIMULATOR. Der Unterschied zwischen beiden Bands wird in gehörter Form jedoch schnell deutlich: NUCLEAR TOMB klingen rotziger und punkiger, hin zum Punkt, dass gerne mal (sehr) frühe VOIVOD-Vibes durchscheinen.
Noch mal neues Blut für die Progressive Thrash-Meute?
Im Mittelpunkt steht der Thrash mit all der Rotznäsigkeit, die METALLICA-Fans seit Urzeiten verzweifelt wegzureden versuchen. Dazu gesellt sich eine progressive Death Metal-Komponente mit Hang zu dissonanten Riffs und nervösen Rhythmen, die jedoch nicht von der Attitüde ablenken, sondern das Gehörte nur umso dreckiger und sporadischer wirken lassen. Die höhenlastige Produktion der Marke Eigenbau verstärkt diesen Eindruck abermals, geht in den wuseligen Momenten wie beim Titeltrack aber gern auch mal in die Knie. Dafür punktet die Rhythmusfraktion, die definitiv nicht wie digital nachgebessert klingt, wiederum mit Charme. Dank Michael Browns heiserem Gekeife schwingen noch andere Assoziationen wie VEKTOR mit.
Wem das alles schon wieder zu sehr nach Techgefummel klingt, kann sich wieder beruhigen, denn im Kern bleibt es auf „Terror Labyrinthian“ thrashig und punkig, die progressive Death-Komponente würzt das ganze eben nur freizügig. Wer sich einen Eindruck von der punkigsten Seite der Platte verschaffen möchte, sollte sich besser gleich mal das im Mittelfeld der Trackliste befindliche „Vile Humanity“ reinschrauben. Der Song wird belebt durch einen treibenden Backbeat der Marke „Bierdose an die Omme“, während die Dissonanzen eher unterschwellig untergehoben weben. Mit dreieinhalb Minuten ist der Track zudem genau richtig bemessen, um bei Erreichen der Zielgeraden alles gesagt zu haben.
NUCLEAR TOMB klingen punkig und rotzig – manchmal vielleicht mehr als ihnen gut tut …
Bei „Parasitic“ bedienen sich die Dame und die Herren offenkundig bei SLAYER, was auch keine schlechte Referenz ist. Der Rest thrasht sich technisch und ansprechend im aufgezeigten Spannungsfeld ein, wobei der Rotzfaktor stets gegeben ist. Ein bisschen schade ist, dass sich so etwas wie rhythmische Dynamik trotz regelmäßig eingesetzter Tempowechsel kaum entwickelt, da der Sound einfach zu keiner Zeit wirklich straff geschnürt wird. Da könnten sich NUCLEAR TOMB noch ein bisschen mehr zutrauen. Man muss ja nicht gleich wie die konkurrierenden Thrasher aus Kanada klingen, aber etwas mehr nach Gewalt darf’s schon gern klingen. Abseits dessen macht „Terror Labyrinthian“ nämlich Spaß und Lust auf mehr.
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