Novembre - Ursa

Review

Unglaubliche neun Jahre mussten wir warten, bis nach „The Blue“ nun endlich mit „Ursa“ der langersehnte Nachfolger kommt. Fließband-Arbeit ist nicht die Sache der bisher völlig unterbewerteten NOVEMBRE und soll es auch nicht sein – wie sagt man so schön – gut Ding will Weile haben. Im Fall der Römer kann man dem Spruch nur zustimmen, denn das siebte Album „Ursa“ ist stark, verdammt stark.

Was aber zuerst auffällt: Vom letzten Line-Up von NOVEMBRE sind lediglich noch Sänger, Gitarrist, Keyboarder und Mastermind Carmelo Orlando sowie der 2. Gitarrist Massimiliano Pagliuso  übrig geblieben. Glücklicherweise hat sich aber an der stilistischen Ausrichtung nicht viel verändert. „Ursa“ enthält ein weiteres Mal diese Mischung aus teils progressiv angehauchtem, atmosphärischer, völlig unkitschiger Dark-, Doom- und Gothic Metal und schlägt damit in dieselbe musikalische Kerbe wie „The Blue“. Inzwischen haben sich die Italiener noch weiter emanzipiert, klingen NOVEMBRE eigenständiger und erwachsener, auch wenn man die Einflüsse der musikalischen Wurzeln schon noch raushören kann. Auch hat die Truppe ihren Sound weiter entschlackt. Den Anfang macht das fast achtminütige „Australis“ mit seinem melancholisch atmosphärischen, epischen und druckvollen Breitwandsound. Mit seiner hohen Emotionalität sorgt der Song sogleich für wohlige Gänsehaut – nicht zum letzten Mal auf „Ursa“. Es ist alles da, die depressiven Moll-Riffs, der glasklare Gesang, die progressive Komponente, die ungewöhnliche Struktur, sogar die aggressiven Momente der Anfangstage von NOVEMBRE. Das nächste Highlight folgt gleich mit dem melodischen „The Rose“, in welchem insbesondere die charismatische Stimme hervorsticht. Weitere Höhepunkte auf „Ursa“ wären „Umana“, welches zunächst verträumt startet, mit seinem dynamischen Wechsel aus Sanftheit und Härte sowie den verschachtelten Gitarren an frühe OPETH erinnert; „Annoluce“ wird von Anders Nyströms (KATATONIA) Gitarrenspiel verfeinert, er führt eine kalte Atmosphäre hinzu; sowie das treibende „Bremen“, das „fast schon“ Death-Metal-Stück, welches mit Arpeggios beginnt, wie sie auch die frühen IRON MAIDEN verwendeten. Aber auch die übrigen Songs wie der 9minütige Progressiv-Instrumental-Monolith „Agathae“ überzeugen voll. NOVEMBRE haben auch mit ihrem aktuellen Album „Ursa“ nichts von ihrer Qualität eingebüßt, ganz im Gegenteil, hier sind die mit besten atmosphärischen, in sich stimmigen und feinfühligen Songs vertreten, welche sämtliche Facetten und Trademarks der Italiener in sich tragen. Abgerundet wird „Ursa“ durch das saubere Mix und Mastering von Dan Swanö (EDGE OF SANITY, NIGHTINGALE, WHITERSCAPE) und dem Cover von Travis Smith (OPETH, KATATONIA).

Spätestens mit dem hochqualitativen „Ursa“ treten NOVEMBRE aus dem Schatten der Vorreiter hervor, haben sich die Römer in jeglicher Hinsicht emanzipiert. Stark!

30.03.2016

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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