Nova Collective - The Further Side

Review

Das NOVA COLLECTIVE entstand aus einem anfangs rein sachlichen, musikalischen Austausch zwischen Dan Briggs (BETWEEN THE BURIED AND ME, TRIOSCAPES) und Richard Henshall (HAKEN) heraus. Nachdem beide erste Demos hin- und hergeschoben haben und daraus ganze Arrangements wurden, war klar, dass hieraus eine Band werden müsste. Schließlich komplettierten Matt Lynch (TRIOSCAPES, CYNIC) sowie Pete Jones (ex-HAKEN) das Kollektiv, sodass den Arbeiten am hier vorliegenden Debüt „The Further Side“ kaum mehr etwas im Wege stand, sieht man mal vom atlantischen Ozean ab. Aber zum Glück gibt es das Internet. Entgegen der Erwartungen ist das Ergebnis jedoch definitiv auf der jazzigen Seite des Musikspektrums beheimatet. Von der Konstellation her erinnert das irgendwie schon an die britische Canterbury-Szene.

Lässig rockt und jazzt das NOVA COLLECTIVE

Schon DIE ÄRZTE wussten, „Jazz ist anders“. Mit diesem Wissen konnten die Berliner nicht allzu viel anfangen. Dafür punktet das NOVA COLLECTIVE umso mehr mit ihrem emotionalen, intuitiven und mitreißenden Fusion-Sound. Der verbindet die US-amerikanische Spontanität mit der Kompromisslosigkeit des klassischen, britischen (Jazz-)Prog.

Heraus kommt ein Album, dessen enorme technische Finesse nicht zum Selbstzweck verkommt, sondern stets dem Song dient. Die Abwesenheit von Gesang und damit einhergehend das Fehlen des Zwanges, sich musikalisch entsprechend auszurichten, öffnet der Spielfreude der Beteiligten Tür und Tor für einige der raffiniertesten Instrumental-Kompositionen, die in diesem noch jungen Jahr erschienen sind. Grenzen existieren hier nur in den Köpfen, und genau dort reißt das Quartett Mauern ein. Schon der Opener „Dancing Machines“ lässt krumme Takte lässig grooven als wären sie gerade, während die Instrumente munter umherwuseln. Von angejazzten, lateinamerikanischen Klaviermotiven über dissonante Gitarrenriffs hin zu fast schon Post-rockiger Atmosphäre hat das Quartett allein in diesen Song schon allerhand hinein gestopft. Selbst für ein stimmungsvolles Bass-Solo ist da Platz.

Der Jazz spielt zumeist die Hauptrolle. So bietet das Quartett elegant dahin fließende Jams, die dank des durchdachten Songwritings in kompakten, dramaturgisch geschickt strukturierten Dosen verpackt worden sind. Jeder Track hat seine Haken, an denen sich der Hörer aufhängen kann. Seien es die funkigen Wah-Wah-Riffs sowie die fernöstlich anmutenden Harmonien in „Air“, die köstlich cheesigen Synths und die rockigen Eruptionen in „Ripped Apart And Reassembled“ oder die klassisch-dramatischen Harmonien zu Beginn und Ende des Titeltracks.

Geschäftige Musik zum Genießen

Dass die Songs bei alledem trotz allem derart aufgeräumt klingen, hat das NOVA COLLECTIVE auch der kristallklaren Produktion zu verdanken. Jedes einzelne Instrument ist hervorragend herausgearbeitet und bekommt gerade genug Platz eingeräumt, um den Rest nicht zu überschatten. Dadurch klingt „The Further Side“ knackig und dynamisch, sodass man sich direkt vorstellen kann, wie das NOVA COLLECTIVE live abgeht.

Mit dem Debüt hat diese Supergroup sich jedenfalls schon mal um das „Super-“ verdient gemacht und ein amtliches Debüt vorgelegt. Zwischen wunderschönen Jazz-Harmonien, enormer Experimentierfreude und zum Teil wüst rockenden Ausbrüchen nimmt die Band alles mit. Das Ergebnis ist ein vielfältiges, musikalisches Abenteuer, das erstaunlicherweise viel besser hörbar ist, als man das erwarten würde. Auch wenn Otto-Normal-Metaller hier vermutlich instinktiv einen großen Bogen drum machen würde, sei diese Platte jedem Musikliebhaber ans Herz gelegt. Da ist man wirklich schon gespannt, was die Band hieraus zu machen imstande ist…

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06.03.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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